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Systemisches Coaching – Definition & Methoden einfach erklärt

 

Systemisches Coaching legt den Fokus nicht ausschließlich auf den einzelnen Menschen und seine Handlungsmöglichkeiten. Es berücksichtigt auch die Wechselwirkung des individuellen Handelns mit dem kollektiven Umfeld.

In diesem Artikel erfahren Sie, was systemisches Coaching ist, wie es wirkt und welche Vorteile es hat.

Niemand lebt vollkommen autark

 

Ein winziges Samenkorn, das das Potential für eine prächtige Pflanze in sich trägt, verdeutlicht die Bedeutung des systemischen Coachings. Allein das Erkennen des eigenen Potentials oder das Setzen bestimmter Ziele reicht meist nicht aus; es bedarf auch eines geeigneten Nährbodens, der die Entfaltung dieses Potentials ermöglicht.

Beispielsweise kann ein Samenkorn zehn Jahre lang in der Wüste verharren, bis schließlich die Bedingungen wie Temperatur, Feuchtigkeit und Nährboden passen, damit dieser Samen endlich aufgehen kann.

 

Dieses Beispiel verdeutlicht, dass das Individuum nicht völlig autark ist und handeln kann, sondern auf die Interaktion mit dem System angewiesen ist. Ähnlich wie der Samen, der von diesen äußeren Bedingungen abhängig ist, benötigt auch der Mensch ein förderliches Umfeld, um sein Potential zu entfalten und seine Ziele zu erreichen.

 

Systemisches Coaching: Was ist das System des Menschen? (Definition)

 

Das System eines Menschen umfasst alle Aspekte seines Lebens, die miteinander verbunden sind und einander beeinflussen. Es beinhaltet die individuelle Person selbst. Dazu gehören körperliche und psychichische Gesundheit, Intelligenz, Bedürfnisse, Prägungen, Erfahrungen, Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion.

 

Im Außen sind es ihre Beziehungen zu anderen Menschen (Familie, Freunde, Partner, Kollegen), ihre Umgebung (Arbeit, Wohnort, soziales Umfeld, Arbeitsatmosphäre), sowie kulturelle und gesellschaftliche Normen.

Das System eines Menschen ist also mehr als das Individuum selbst. Es ist ein komplexes Netzwerk von Wechselwirkungen und berücksichtigt, wie Veränderungen in einem Bereich Auswirkungen auf andere Bereiche haben können.

 


Einführung in das systemische Coaching

American Way of Thinking – vernachlässigt häufig das Systemische

 

Coaching hat seinen Ursprung in den Vereinigten Staaten. Dort ist die Vorstellung weit verbreitet, dass man alles schaffen kann, wenn man nur genug Willenskraft und das richtige Mindset besitzt. Vom Tellerwäscher zum Millionär ist das Motto! Und wem das nicht gelingt, der sollte an seinem Mindset und seinen Glaubenssätzen arbeiten, so der weiter verbreitete Glaube.

 

Diese Fokussierung auf das Ego und das Individuum vernachlässigt einen wichtigen Aspekt:

 

Während viele Coaching-Ansätze mit Fokus auf NLP und Mindset sich auf die individuelle Verantwortung konzentrieren, sollten wir nicht übersehen, dass jeder Mensch innerhalb eines komplexen Systems interagiert.

 

Der Prozess des systemischen Coachings berücksichtigt wie erwähnt auch die Interaktionen mit anderen Menschen und bezieht zur besseren Zielerreichung das jeweilige Umfeld mit ein.

Es ist also zu eng gedacht, wenn wir den Fokus lediglich auf den einzelnen Klienten und sein Anliegen legen – nachhaltige Veränderungen erfordern eine ganzheitliche systemische Betrachtung.

Bei ihr steht das Individuum und sein Umfeld im einander unterstützenden Einklang und wirkt zusammen, um Ziele dauerhaft zu erreichen.

 

Was ist systemisches Coaching? (Definition)

Die Vorhaben und Ziele des einzelnen im systemischen Kontext

 

Im systemischen Coaching geht es darum, sowohl den individuellen freien Willen als auch die Gestaltungsmöglichkeiten im Kollektiv zu betrachten.

Es erfordert, dass wir unsere persönlichen Interessen in Einklang mit den kollektiven Perspektiven bringen, welche die äußere Realität widerspiegeln. Wenn unsere individuelle Realität nicht mit der kollektiven Realität in Einklang steht, entstehen Unstimmigkeiten und Konflikte.

 

Ein Beispiel hierfür wäre eine Person, die sich persönlich das Ziel setzt, sich ausschließlich vegan und ökologisch korrekt zu ernähren. Wenn ihr Umfeld, wie beispielsweise Partner, Familie oder Freunde, nicht die gleichen Werte oder Ziele in Bezug auf diesen Lebensstil teilt, kann es zu Konflikten und Unstimmigkeiten kommen.

In diesem Fall wird deutlich, wie die individuelle Realität und Vorhaben der Person nicht im Einklang mit der kollektiven Realität ihres sozialen Umfelds steht, was zwangsläufig zu Spannungen führt.

 

Was versteht man unter systemischen Coaching?

 

Es ist wichtig zu erkennen, dass wir Teil eines größeren Organismus sind und dass unser freier Wille innerhalb dieses Systems gewissen Grenzen unterliegt. Im systemischen Coaching geht es darum, bewusst zu entscheiden, wie weit wir mit unseren Vorstellungen gehen können und wollen.

Dabei berücksichtigen wir auch die Rückmeldungen und Hinweise, die uns von außen gegeben werden, um unsere eigenen Wege anzupassen und in Harmonie mit dem größeren System zu agieren.

 

Durch das Verständnis für die Wechselwirkungen zwischen dem individuellen Selbst und dem umgebenden System können im systemischen Coaching nachhaltige Veränderungen angestrebt werden. Es geht darum, eine Balance zu finden zwischen individuellen Bedürfnissen und den Anforderungen des kollektiven Ganzen, um ein erfüllteres und harmonisches Leben zu erreichen.

 

Was ist und macht ein systemischer Coach?

 

Ein systemischer Coach unterstützt Klienten dabei, nicht nur ihr individuelles Potential zu erkennen und zu entwickeln, sondern auch die Wechselwirkungen ihres Handelns mit dem kollektiven Umfeld zu verstehen.

Durch diese ganzheitliche Betrachtung fördert der Coach die Entfaltung persönlicher Ziele im Kontext des umgebenden Systems.

 

Welche Kompetenzen und Fähigkeiten sollte ein systemischer Coach besitzen?

 

Ein systemischer Coach sollte über fundierte Kenntnisse in systemischer Theorie und Praxis verfügen, um diese komplexen Interaktionen zu erkennen und zu verstehen.

Er sollte die Fähigkeit besitzen, die Beobachterperspektive während des gesamten Coaching-Prozesses nicht zu verlieren. Ein guter systemischer Coach betrachtet nicht nur den Klienten und sein Denken und Handeln, sondern sieht alles auch im Kontext des zugehörigen Systems.

Zudem sind einfühlsame Kommunikation, aktives Zuhören, Flexibilität, Empathie und die Fähigkeit zur Förderung von Selbstreflexion wichtige Kompetenzen für systemisches Coaching.

 

Methoden im systemischen Coaching

 

Klassische Methoden im systemischen Coaching sind systemische Fragen & Fragetechniken, Aufstellungsarbeit, Visualisierungstechniken, Metaphernarbeit und Reframing.

Diese Methoden ermöglichen es, die Wechselwirkungen zwischen dem Individuum und seinem Umfeld zu erkunden und unterstützen die Klienten dabei, neue Perspektiven zu gewinnen und ihre Ziele im Kontext des Systems zu erreichen.

 

Systemische Fragen: Eine Kunst! Nicht nur im systemischen Coaching

 

Systemische Fragen eröffnen neue Perspektiven und helfen Ihren Klienten, gewohnte Sichtweisen differenzierter zu betrachten.

Sie verdeutlichen die Beziehungen zwischen verschiedenen Personen & Systemen in denen wir täglich agieren (Familie, Gruppen, Arbeitsumfeld). Handlungsweisen und Zusammenhänge werden besser verstanden und können in der Folge hinterfragt, beziehungsweise verändert werden.

 

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Wann macht ein systemisches Coaching Sinn?

 

Systemisches Coaching ist sinnvoll, wenn komplexe zwischenmenschliche Dynamiken auftreten. Klassische Beispiele sind Familienkonflikte, Team- und Organisationsentwicklung, aber auch die Persönlichkeitsentwicklung.

In solchen Situationen ist es wichtig, die Wechselwirkungen, Zusammenhänge und Abhängigkeiten innerhalb des Systems zu verstehen, um nachhaltige Veränderungen zu ermöglichen.

Es ist entscheidend zu erkennen, dass sich letztlich jede Veränderung auf das umgebende System eines Menschen auswirkt, sei es persönlicher oder beruflicher Natur. Der systemische Blick ist so wertvoll, da er die Interaktionen und Auswirkungen von Veränderungen auf das gesamte System berücksichtigt.

 

Was ist der Unterschied zwischen systemischer Beratung und Coaching?

 

Systemische Beratung konzentriert sich auf die Lösung von Problemen und die Verbesserung von Beziehungen im beruflichen und privaten Umfeld.

Systemisches Coaching hingegen legt den Fokus auf individuelle Ziele, persönliches Wachstum und die Entwicklung beruflicher Fähigkeiten. Beide Ansätze nutzen systemische Prinzipien, haben jedoch unterschiedliche Schwerpunkte.

 

 

Was ist systemische Paartherapie und wie unterscheidet sich sich von anderen Formen der Paarberatung?

Systemische Paartherapie betrachtet die Beziehung als System und untersucht Interaktionen, Kommunikationsmuster und Dynamiken. Im Gegensatz zur herkömmlichen Paartherapie liegt der Fokus nicht so sehr auf individuellen Problemen, sondern explizit auch auf der Wechselwirkung des Paares und deren Umfeld, um nachhaltige Lösungen zu finden.

 

Weitere Ressourcen zur systemischen Paartherapie:

 

 

Zwei Beispiele: Coaching Prozess mit Blick auf das System und ohne

 

Beispiel #1: Die berufliche Neuoirientierung

Szenario 1 ohne systemischen Blick:

 

Ein Klient beschließt, eine berufliche Veränderung anzustreben, ohne das systemische Umfeld zu berücksichtigen. Er konzentriert sich ausschließlich auf die Entwicklung seiner beruflichen Fähigkeiten und die Suche nach Möglichkeiten einer beruflichen Neuorientierung.

Dabei vernachlässigt er jedoch die Auswirkungen seiner Entscheidungen auf seine Familie, seine sozialen Beziehungen und sein persönliches Umfeld.

 

Szenario 2 mit systemischem Blick:

 

Ein anderer Klient, der ebenfalls eine berufliche Veränderung anstrebt, berücksichtigt sein systemisches Umfeld. Er reflektiert und berücksichtigt die potentiellen Auswirkungen seiner Entscheidungen auf seine Familie, seine Partnerschaft und sein soziales Netzwerk.

Durch diese ganzheitliche Betrachtung kann er realistische Ziele setzen, potentielle Herausforderungen antizipieren und ein unterstützendes Netzwerk aufbauen, was letztendlich zu einer nachhaltigeren und umfassenderen Veränderung führt.

 

Beispiel #1: Das neue Coaching Angebot

 

Szenario 1 ohne systemischen Blick:

Ein Coach entwickelt ein neues Coaching-Angebot, das er für besonders hilfreich und vielversprechend hält. Er konzentriert sich ausschließlich auf die Entwicklung des Programms, ohne das systemische Umfeld zu berücksichtigen.

Nach der Markteinführung stellt er fest, dass es keinen Bedarf oder keine Nachfrage nach diesem speziellen Coaching-Produkt gibt. Das führt zu Misserfolg und Frustration.

 

Szenario 2 mit systemischem Blick:

Ein anderer Coach entwickelt ebenfalls ein neues Coaching-Programm, berücksichtigt jedoch das systemische Umfeld. Bevor er das Programm entwickelt, führt er Marktforschung durch, um den Bedarf und die Nachfrage zu verstehen. Er nimmt Feedback von potentiellen Klienten auf, um ihre Bedürfnisse und Erwartungen zu verstehen.

Nach einer gründlichen Analyse des systemischen Umfelds passt er das Programm entsprechend an, um den Marktbedürfnissen gerecht zu werden. Dies führt zu einem erfolgreichen Einführungsprozess und einer positiven Resonanz auf das Coaching-Produkt.

 

 

Fazit – Systemisches Coaching

 

Es lohnt sich, sich mit systemischem Coaching zu befassen, da es die ganzheitliche Betrachtung von Veränderungsprozessen ermöglicht. Durch die Anwendung von systemischen Fragen können komplexe Zusammenhänge und Interaktionen zwischen Individuum und Umfeld besser verstanden werden. Das ermöglicht tiefgreifende Veränderungen und nachhaltige Entwicklung.

 

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