Regelmäßiges Feedback ist einer der wichtigsten Indikatoren, um im Veränderungsprozess herauszufinden, ob die eingeleiteten Maßnahmen & Methoden für den jeweiligen Klienten und seine Ziele das richtige sind.
Einige Studien belegen bereits, wie wirksam und wichtig das Arbeiten mit Feedback in der Praxis tatsächlich ist. In diesem Artikel erfahren Sie verschiedene Wege, wie es sich am Besten in Ihren bestehenden Coaching & Beratungs- Prozess einbinden lässt, damit sowohl Sie als auch Ihre Klienten davon profitieren.
Unabhängig von der Methodik und den Verfahren ist der Grad des Engagements der Klienten im Prozess der beste Indikator für den Erfolg im Coaching, der Beratung und auch Psychotherapie.
Eine wesentliche Rolle bei diesem Engagement spielt zum Einen das Verhältnis zwischen Berater und Klient, zum Anderen ob der Prozess und die gemeinsamen Sitzungen den Erwartungen des Klienten entsprechen.
Fühlt sich der Klient gut aufgehoben und verstanden ? Hat er das Gefühl, dass auf seine individuelle Situation und Bedürfnisse eingegangen wird?
Um diese Fragen in regelmäßigen Abständen zu beantworten und die gemeinsame Arbeitsweise daran anzupassen, hilft nur kontinuierliches Feedback und der gemeinsame Austausch darüber. Auf diese Weise stellen Sie sowohl im Coaching, als auch der Beratung sicher, dass der gemeinsame Prozess wirklich zielführend ist.
Diesem Feedback wird jedoch in der Praxis oftmals viel zu wenig Beachtung geschenkt und es wird manchmal sogar erst nach Abschluss des Prozesses eingeholt und dann auch oft nur, um herauszufinden, ob der Klient denn nun zufrieden mit dem Verlauf war. Ziel sollte es allerdings sein kontinuierlich Feedback während des gesamten Prozesses miteinander auszutauschen und das auf möglichst effektive Weise.
Wie kann Feedback mich in Coaching und (psychologischer) Beratung unterstützen?
Es gibt verschiedene Arten von Feedback. Neben dem Bericht eines Klienten über sein eigenes Befinden, sind auch Feedback über die Coach-Klienten Beziehung und über die Erfahrungen bei der Umsetzung im Alltag wichtige Feedback-Themen.
Diese drei Arten helfen Ihnen regelmäßig die gemeinsame Arbeit individuell anzupassen und außerdem frühzeitig zu erkennen, wovon Klienten am meisten profitieren. Methoden und Maßnahmen können schnell angepasst und somit die Motivation für den Veränderungsprozess beim Klienten gesteigert werden.
Dazu gibt es eine Studie von Scott Miller ( 2011 / 2013) im Bereich der Therapie. Hier war bei mehr als 10000 Patienten das Feedback ein wesentlicher Teil der Interventionen, mit dem Ergebnis, dass sich die relevanten Verbesserungen verdoppelt haben. Die Verschlechterungen wurden um 1/3 reduziert und auch die Anzahl der Abbrüche hat sich halbiert!
Wenn man dieses Ergebnis auf Coaching und ( psychologische ) Beratung überträgt, kann man davon ausgehen, dass Feedback die Compliance ( Kooperationsbereitschaft ) und das Engagement der Klienten wesentlich verstärkt. Das führt zwangsläufig zu mehr und nachhaltigerem Erfolg im Prozess.
Ein einfaches Feedback System für Coaching und psychologische Beratung
Der Psychotherapie Forscher Paul Lambert hat ein Feedback System entwickelt, das sich ohne weiteres auch für Coaching und Beratung verwenden lässt. Es geht darum den Klienten auf einer Skala zwischen 1 und 10 einschätzen zu lassen, wie er sich in der Zeit zwischen den Sitzungen gefühlt hat (10 = das Bestmögliche).
Folgende Bereiche werden in das Feedback mit einbezogen:
Persönlich: Ganz persönlich ist es mir ergangen: 1 – 10
Zwischenmenschlich: In Familie / nahen Beziehungen ist es mir ergangen: 1 – 10
Sozial: In Arbeit / Schule / Freundschaften ist es mir ergangen: 1 – 10
Insgesamt: Ist es mir ergangen: 1 – 10
Wenn Sie die Werte dieser 4 Fragen addieren, erhalten Sie eine Zahl zwischen 0 und 40.
Man bezeichnet diese 4 Fragen, die in der Regel vor einer Sitzung gestellt werden als Outcome Rating Scale (ORS). Der Klient berichtet also mit Hilfe einer Skala über seine Zeit zwischen den Sitzungen.
In Verbindung mit einem Erfahrungstagebuch ist es die perfekte Kombination und eine große Erleichterung der Sitzungsvorbereitung für Sie als Coach / Berater.
Die Ergebnisse bieten immer wieder Gesprächsanlass, da man daran sehr gut das jeweilige Befindens ablesen und in der Folge näher darauf eingehen kann.
Feedback zur Sitzung:
Ergänzend zur ORS gibt es die SRS Skala (Session Rating Scala). Hier bewertet der Klient wieder in 4 Fragen, wie zufrieden er mit der letzten Sitzung war:
Wenn ein Klient die Sitzung auf einmal negativer bewertet als zuvor wissen Sie sofort, dass ihm etwas in dieser Sitzung missfallen hat.
Das ist eine gute Gelegenheit sich näher zu erkundigen und nachzufragen, ob der Klient Verbesserungswünsche hat. Zum Beispiel: „Ich hätte mir gewünscht, dass Sie mehr aktiv fragen“
Dieses Feedback können Sie nun in den kommenden Prozess einbinden. Ihr Klient fühlt sich ernstgenommen, wertgeschätzt und wird durch diese Tatsache motiviert sich weiterhin aktiv mitzuteilen und seinen eigenen Veränderungsprozess aktiv mitzugestalten.
Interessant ist, dass es gerade in der psychologischen Beratung und Therapie oftmals dazu kommt, dass die hilfreichsten / wirksamsten Berater „negativeres“ Feedback erhalten, da Klienten Ihnen zutrauen, diese Kritik auch wirklich nutzen zu können.
Wichtig ist dabei eine Atmosphäre zu schaffen, in der Klienten eben auch kritisches Feedback geben können. Man sollte dem Klienten glaubhaft vermitteln, dass man dazu lernen möchte. Es muss klar sein, dass kritisches Feedback nicht als Kränkung wahrgenommen wird.
Sinnvoll ist es logischerweise nur, wenn man in der Folge die Interventionen anpasst werden und versucht wird die Bedürfnisse des Klienten noch besser zu verstehen.
Eine Studie zum Feedback System SRS & ORS
In einer Studie von Robert J. Reese aus dem Jahr 2010 wurde das oben beschriebene Feedback System SRS & ORS mit 74 Teilnehmern im Rahmen einer Therapie untersucht.
Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen unterteilt:
Bei der einen Gruppe wurde mit den Feedback Systemen gearbeitet, bei der anderen ohne.
Das Ergebnis ist eindeutig: Bei der Gruppe mit Feedback erkannte man eine Symptomreduktion von 80% (SRS) beziehungsweise 67% (ORS) gegenüber 54% (SRS) beziehungsweise. 41% (ORS) bei der Gruppe ohne Feedback. Darüberhinaus gab es bei der Feedback Gruppe seltener – keine Veränderung – oder Verschlechterungen.
Erneut kann man argumentieren, dass hier Therapie und nicht Coaching oder psychologische Beratung untersucht wurde. Jedoch findet gerade im Coaching die Beziehung zwischen Coach und Klient auf Augenhöhe statt, weshalb hier ein regelmäßiger Austausch über die Empfindung der Interventionen, des Prozesses und auch der Beziehung selbst ein wesentliches Element darstellt.
Exkurs: Was zeichnet einen guten Coach, Berater, Psychologen / Psychotherapeuten aus?
Auch hier sieht man erneut Parallelen zu guten Coaches:
Nach Vocisano 2004 & Wampold 2005 sind weder das Alter, das Geschlecht, die berufliche Qualifikation, die Erfahrung oder eine bestimmte therapeutische Schule entscheidend.
Viel mehr spielen folgende Faktoren eine wesentliche Rolle:
Höchst erfolgreiche Therapeuten investieren Zeit in eine Nachbegleitung ( Follow-Up ). Sie hinterfragen sich und die eingeleiteten Maßnahmen selbst und versuchen ständig dazuzulernen. Sie holen sich häufiger Feedback ein ( Klienten, Supervision, Intervision ) und
reagieren darauf.
Was sind Hindernisse dafür das Feedback standardisiert in den Prozess mit einzubinden?
Die Hektik im Alltag, der dafür notwendige Zeitaufwand und die Unvertrautheit.
Das Feedback bringt auf den ersten Blick Zusatzarbeit mit sich, jedoch keinen unmittelbaren finanziellen Vorteil für den Berater oder Coach.
Doch die oben erwähnten Studien zeigen, dass durch Feedback der Prozess verbessert wird und man individueller auf den jeweiligen Klienten eingehen kann.
Das führt zwangsläufig zu mehr Erfolg und damit unmittelbar größerer Zufriedenheit des Klienten mit Ihnen als Berater oder Coach. Eine oben bereits angesprochene geringere „Abbruchrate“ und Klienten, die bei erneuten Problemen und Fragestellungen wieder auf Sie zukommen sind die Folge.
Zudem werden Klienten Sie vermehrt an Freunde, Bekannte und Kollegen empfehlen, wodurch das Feedback zwar nicht auf den ersten Blick zu höherem Einkommen führt, auf den zweiten jedoch schon.
Man sollte ohne Angst auf Feedback reagieren. Feedback gibt sowohl Ihnen als auch Ihren Klienten die Möglichkeit zur Reflexion. Sie bringen beim Klienten in Erfahrung, ob die angewendete Methode zu ihm passt, oder ob etwas justiert werden muss.
Wie kann ich Feedback in meinem Coaching und Beratungsalltag integrieren?
„Feedback ist ein Hilfsmittel um die gemeinsame Zusammenarbeit anzupassen.
Als Coach und Berater möchte ich mich in meiner Fähigkeit erfolgreiches Coaching anzubieten stets weiterentwickeln. Jeder Klient soll den für sich größtmöglichen Nutzen aus unserer Zusammenarbeit ziehen.“
Wenn Sie Klienten mit diesem Satz auf die Wichtigkeit eines regelmäßigen Feedbacks hinweisen, wird Ihnen jeder zustimmen und gerne bereit sein Feedback mit Ihnen zu teilen.
Viele stellen sich die Frage:
Ist diese Methode für den Klienten mit dem Ziel x zielführender oder eine andere ?
Anders könnte man Fragen: Ist diese Methode durch diesen Coach / Berater für diesen Klienten zu diesem Zeitpunkt sinnvoll und erfolgversprechend?
Coaches und Berater können erst im Verlauf des Prozesses herausfinden, welches Vorgehen das erfolgsversprechendste ist.
Feedback ist ein sehr wichtiges und hilfreiches Instrument, das über den gesamten Prozess immer wieder eingeholt und evaluiert werden sollte.
Dazu ist es wichtig, dass ein für beide Seiten effektiver Rahmen dafür bereit gestellt wird. Gerade beim oben angesprochenen Feedback über die Anwendung und Alltagserprobung hilft eine Software wie CleverMemo dabei es online einzuholen. Klienten können das Feedback hier ungefiltert und jederzeit mit Ihnen teilen. Das Feedback ist direkt chronologisch in Ihrem gemeinsamen Beratungsverlauf einsehbar, damit Sie es direkt in die Vorbereitung auf die nächste Sitzung und die Planung der kommenden Schritte berücksichtigen können.
Ihre Feedback Fragen können Sie direkt als Vorlage hinterlegen und so mit nur 2 Klicks als Aufgabe an Ihren Klienten vergeben. Dieser kann den Feedback Fragebogen direkt in CleverMemo ausfüllen. Klickt er im Anschluss auf „erledigt“ werden Sie direkt per E-Mail darüber informiert.
So haben Sie mit einem Mehraufwand von einer Minute direkt nach der Sitzung, den Klienten angehalten Feedback zu geben. Diese Methode können Sie selbstverständlich für alle Feedback Arten einsetzen ( zur letzten Sitzung, der gemeinsamen Arbeit, den Erfahrungen bei der Umsetzung ). Einige Feedbackbögen sind bereits in CleverMemo für Sie hinterlegt.
Auf diesem Weg haben Klienten ausreichend Zeit sich außerhalb der Sitzungen Gedanken darüber zu machen und es direkt mit Ihnen zu teilen.
Das gibt Ihnen zum Einen die Möglichkeit direkt herauszufinden, wie die letzte Sitzung empfunden wurde. Zum Anderen erleichtert sich die Vorbereitung auf die kommende Sitzung und die Planung der weiteren Schritte enorm.
Durch CleverMemo haben Klienten jederzeit auch zwischendurch ungefiltertes Feedback von der Alltagserprobung an Sie zu senden und zwar genau dann, wenn eine bestimmte Erfahrung gemacht wurde. Somit ist ein Warten bis zur nächsten Sitzung und ein Relativieren oder Verblassen nicht mehr möglich.
Fazit:
Professioneller Selbstzweifel und sich selbst immer wieder zu Hinterfragen sind Merkmale von hochwirksamen Coaches, Beratern und Therapeuten.
Kritisches Feedback ist ein wertvolles und hilfreiches Instrument, um Rückmeldungen von Klienten zu erhalten, die eigene Vorgehensweise immer weiter zu optimieren und den nachhaltigen Erfolg im Prozess zu gewährleisten.
Feedback-orientiertes Coaching, Beratung und Psychotherapie ist keine neue Methode, sondern lässt sich bestens mit sämtlichen Verfahren kombinieren.
Es geht also darum, die Motivation und das Engagement der Klienten in Ihrem Prozess zu fördern und bestärken und herauszufinden welche Methoden und Herangehensweisen genau für diesen Klienten in seiner individuellen Situation und mit seinen Zielen die Beste ist.
Sehr gut!