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Genogramm erstellen – So geht’s: Symbole und Bedeutung einfach erklärt (+ kostenlose Vorlage)

Mithilfe eines Genogramms lassen sich viele interessante Erkenntnisse aus der eigenen familiären Vergangenheit gewinnen, um dadurch Rückschlüsse auf das eigene Leben zu ziehen und ein besseres Verständnis für die eigene Persönlichkeit zu bekommen. Das Erstellen eines Genogramms ermöglicht die einfache Darstellung von Mustern und Zusammenhängen über mehrere Generationen hinweg. Ein solches Diagramm kann helfen, die eigenen Verhaltensweisen und Muster besser zu verstehen, deren Ursprünge zu erkennen und sie im Anschluss zu verändern. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie ein Genogramm erstellen. Sie erhalten eine kostenlose Vorlage, erfahren welche Symbole in einem Genogramm verwendet werden und lernen die Vorteile und Grenzen dieses Therapie und Coaching Tools kennen.

 

Was ist ein Genogramm? – Definition

 

Ein Genogramm ist ein beliebtes Hilfsmittel in der Therapie, Beratung und im Coaching. Es dient dazu, psychologische Fragestellungen zu klären, Beziehungen besser zu verstehen und Familienmuster aufzudecken oder zu verarbeiten. Es kann auch helfen, die Veränderungen in der Familie im Laufe der Zeit zu verfolgen und die Auswirkungen auf die Mitglieder der Familie zu verstehen.

Es ist eine grafische Darstellung von Familienbeziehungen, die zeigt, welche Persönlichkeiten einzelne Familienmitglieder haben und wie diese in Beziehung miteinander stehen. Ein Genogramm kann auf verschiedene Weise erstellt werden, aber das grundlegende Format zeigt Symbole für jedes Familienmitglied, einschließlich ihrer Geschlechter, Alter, Geburts- und Sterbedaten. Auch Krankheiten, die in der Familie aufgetreten sind, können, je nach Zielsetzung, mit aufgenommen werden. Linien zwischen den Symbolen zeigen die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern und können Informationen über Scheidung, Ehepartner, Adoption, Konflikte, Emotionen und mehr enthalten.

Genogramme werden oft in der systemischen Therapie, Psychologie, Familienberatung und im Coaching verwendet, um Familienverhältnisse zu analysieren und zu verstehen. Ein Genogramm kann ein hilfreiches Werkzeug sein, um ein besseres Verständnis darüber zu erlangen, wo eine Person in der Familiengeschichte steht und welche Rolle sie spielt.

 

Wofür verwendet man Genogramme? Genogrammarbeit in Therapie und Coaching

 

Genogramme werden häufig in der Familien- und Gesundheitsanamnese verwendet, um Familienbeziehungen und -dynamiken zu visualisieren. Sie können helfen, familiäre Risikofaktoren für Krankheiten oder psychische Störungen zu identifizieren und emotionale Bindungen oder Konfliktmuster innerhalb einer Familie aufzuzeigen.

 

 

Dazu drei konkrete Tipps für die Umsetzung in Coaching, Beratung und allen anderen Veränderungsprozessen:

 

Welche Erkenntnisse lassen sich aus einem Genogramm gewinnen?

 

Durch die Erstellung und Analyse eines Genogramms können verschiedene Erkenntnisse gewonnen werden. Dazu gehören beispielsweise bestimmte Krankheiten, die innerhalb der Familie häufig vorkommen, oder Muster von Beziehungen und Konflikten. Auch familiäre Krisen wie Scheidungen, Todesfälle oder psychische Erkrankungen können aufgezeigt werden. Menschen können mithilfe eines Genogramms ihre eigene Familiengeschichte reflektieren, Verhaltensmuster erkennen und letztlich auch innerfamiliäre Beziehungen verbessern. Es wird auch von Therapeuten, Coaches und Beratern verwendet, um Familien- und Beziehungsprobleme zu lösen.

 

Mögliche Fragen, die mittels Genogrammarbeit beantwortet werden können, sind unter anderem:

 

  • Warum fällt es mir schwer, Beziehungen einzugehen?

  • Weshalb ist Eifersucht ein so bedeutendes Thema in meinem Leben?

  • Warum ist mir Anerkennung so wichtig?

  • Bin ich wirklich zufrieden mit dem, was ich tue, oder erfülle ich nur die Erwartungen anderer?

  • Welche meiner eigenen Verhaltensweisen und Eigenschaften erkenne ich in anderen wieder? Und wie beurteile ich sie?

  • Was kann ich aus den Problemen und Erfolgen in meiner Familie lernen?

 

 

Der Ursprung und die Geschichte des Genogramms

 

Das Genogramm stammt ursprünglich aus der Familientherapie. Es wurde in den 1970er Jahren von Murray Bowen und Monica McGoldrick entwickelt und ermöglicht auf visuelle Art das Verständnis von Beziehungen und Verhaltensmustern innerhalb einer Familie. Ursprünglich diente das Genogramm dazu, die Herkunft und Entwicklung von Beziehungsmustern innerhalb einer Familie zu ergründen. Heute wird es auch in vielen anderen Bereichen, wie zum Beispiel der psychologischen Beratung eingesetzt.

 

Was gehört alles in ein Genogramm? – Informationen, die in einem Genogramm enthalten sein sollten

 

Ein Genogramm enthält verschiedene Informationen über alle Familienmitglieder und ihre Beziehungen zueinander, Geburts- und Sterbedaten sowie medizinische Informationen wie Krankheiten oder psychische Erkrankungen. Auch Ehen und Scheidungen, Adoptionen oder uneheliche Kinder können in einem Genogramm festgehalten werden. Je nach Zielsetzung des Erstellers können auch Informationen über den Beruf, Bildungsstand, Wohnorte und kulturelle Hintergründe der Familienmitglieder zu einem vollständigen Bild beitragen. Darüber hinaus können auch familiendynamische Aspekte wie Konflikte, Traumata oder bedeutende Ereignisse in die Gestaltung eines Genogramms einbezogen werden, um das Verständnis der aktuellen familiären Beziehungen und Mustern zu vertiefen.

 

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1) Ziel des Genogramms festlegen

 

Bevor Sie damit beginnen, familiäre Beziehungen zu visualisieren, sollten Sie sich ein klares Ziel setzen. Was genau möchten Sie herausfinden? Möchten Sie mehr über Ihre Beziehungen zu Ihren Eltern erfahren? Interessieren Sie sich für die Erkundung Ihrer Persönlichkeit? Oder suchen Sie nach Erklärungen für Ihr Verhalten oder bestimmte wiederkehrende Muster in Ihrem Leben?

Es ist wichtig, dass Sie wissen, wonach Sie suchen, um im weiteren Prozess gezielt vorgehen zu können. Die klare Zielsetzung ist deshalb so ausschlaggebend, da sie dabei hilft die richtige Entscheidung zu treffen, wenn es darum geht, welche Daten und Informationen über die einzelnen Familienmitglieder und ihre Beziehungen notiert werden. Ansonsten kann die Masse an Informationen schnell dazu führen, dass man den Überblick über das Genogramm verliert und nicht die gewünschten Erkenntnisse gewinnt.

 

2) Wer soll ins Genogramm aufgenommen werden?

 

Nachdem die Erkenntnisse definiert wurden, die man gewinnen möchte, wird auch klarer, wer alles darin auftauchen sollte. Ist es nur die eigene Familie oder auch die Familie des Partners und das weitere Umfeld?

In der Regel gehören Geschwister, Eltern und deren Geschwister, Stiefelternteile, Großeltern und deren Geschwister sowie Lebenspartner zum Kreis der Personen im Genogramm. Es sollte vor allem auch die Familienmitglieder enthalten sein, mit denen regelmäßiger Kontakt herrscht.

In manchen Fällen kann es Sinn ergeben, über die Generation der Großeltern hinauszugehen, um bestimmte generationsübergreifende Muster zu erkennen.

 

3) Informationen sammeln – Die besten Beispiele & Fragen für Ihr Genogramm

 

Nachdem alle Personen bestimmt wurden, die ins Genogramm aufgenommen werden sollen, geht es nun daran, die nötigen Informationen über diese Personen zusammenzutragen. In der Regel ist es wenig hilfreich, einfach alle verfügbaren Informationen und Details zu notieren, da sonst schnell der Überblick für das Wesentliche verloren geht.

Besser ist es, sich immer wieder am Ziel zu orientieren und besonderes Augenmerk auf die Informationen zu legen, die für das eigene Ziel relevant sind. Hier sind einige Beispielfragen für die Informationssuche:

 

  • Wer hat oder hatte welchen Beruf?

  • Wie ist der Familienstand der einzelnen Personen?

  • Wer ist getrennt oder geschieden?

  • Wer hat wie viele Kinder?

  • Was zeichnet einzelne Personen aus? Wofür sind sie bekannt?

  • Wird diese Person eventuell ausgeschlossen und gemieden?

  • Gab es eine Fehl- oder Totgeburt, wurde ein Kind abgetrieben oder in ein Heim bzw. an eine Pflegefamilie gegeben?

  • Gibt es Personen, die nicht zur Familie gehören, aber trotzdem sehr wichtig sind?

  • Besteht zwischen gewissen Familienmitgliedern ein großer Streit oder sogar kein Kontakt und wenn ja, weshalb?

  • Wie ist es um den familiären Zusammenhalt und die enge der Bindung bestellt?

  • Wie steht es um Krankheiten, psychische Probleme und Süchte, z. B. nach Medikamenten, Alkohol oder Drogen?

  • Gab es prägende Schicksalsschläge oder auch Erfolgserlebnisse in der Vergangenheit?

  • Welche Person steht mir besonders nah und hat mich geprägt?

 

Die zusammengetragenen Informationen über mehrere Generationen helfen dabei, ein vollständiges Bild der Familie zu zeichnen. Notieren Sie alles relevante, ohne dabei das ursprüngliche Ziel aus dem Blick zu verlieren!

 

4) Zusammenhänge zwischen den Personen erkennen

 

Starten Sie das Erstellen des Genogramms, indem Sie die Personen, grundlegenden Beziehungen und Informationen eintragen. Notieren Sie die Namen und beschreiben in welchem Verhältnis die Person zu Ihnen und den anderen Personen im Genogramm steht. Sie erstellen in diesem Schritt eine Art Familienstammbaum. Beginnen Sie am besten bei sich selbst (oder der Person, für die Sie das Genogramm erstellen) und arbeiten Sie sich bis zur nächsten Generation vor. In den meisten Fällen enthält das Genogramm mindestens drei Generationen (Sie, Ihre Eltern und Großeltern), es kann je nach Ziel aber auch weiter in die Vergangenheit gehen.

 

Beispiele und Ideen für Symbole und die Grafische Darstellung des Genogramms

 

Nachdem alle Informationen gesammelt wurden, geht es an die grafische Darstellung des Genogramms. Es empfiehlt sich, mit der eigenen Person anzufangen und dann horizontal mögliche Geschwister hinzuzufügen. Darunter werden die Eltern und deren Geschwister eingezeichnet und darunter wiederum die Großeltern.

Symbole helfen dabei die Übersichtlichkeit im Genogramm zu wahren: Beispielsweise steht ein Quadrat in der Regel für männliche Personen und ein Kreis für weibliche Personen. Sich selbst können Sie mit einem Punkt in der Mitte markieren und Verstorbene Personen mit einem Kreuz kennzeichnen.

 

Genogramm Symbole – Die wichtigsten Zeichen für Ihr Genogramm

 

  • Kreis – Frau
  • Quadrat – Mann

 

Die Verbindungslinien können mit zusätzlichen Symbolen markiert werden, z.B. Scheidung, Konflikt, gescheiterte Beziehung:

  • X – Verstorben
  • Eheringe – Verheiratet
  • – Durchgestrichene Linie – Getrennt oder Geschieden
  • Blitz – Zerstritten
  • Herz – Besonders gutes Verhältnis oder glückliche Beziehung

 

5) Genogramm Auswertung: Wichtige Erkenntnisse gewinnen und Zusammenhänge entdecken

 

Nach dem Erstellen des Genogramms kommt der spannendste Teil: Die Auswertung!

Durch das vollständige Genogramm lässt sich häufig schnell erkennen, wo sich Schicksalsschläge häufen, wo sich Lebensmodelle ähneln und wo parallelen in Beziehungsmustern auftreten. Bei der Auswertung des Genogramms sollte man auf eine möglichst offene und lösungsorientierte Herangehensweise achten. Vorschnelle Interpretationen und Schlußfolgerungen sollten möglichst vermieden werden.

Vor der Auswertung ist es außerdem hilfreich, noch einmal einen genauen Blick auf das ursprüngliche Ziel des Genogramms zu werfen. Welche Erkenntnis möchte ich gewinnen? Worüber wünsche ich mir Klarheit? Wonach suche ich?

 

 

Hier sind einige hilfreiche Fragen für die Auswertung eines Genogramms:

 

  • Erkenne ich wiederkehrende Muster, bestimme Glaubenssätze oder sich wiederholende Eigenschaften und Merkmale?

  • Welche besonderen Ereignisse und Schicksalsschläge kann ich erkennen?

  • Welche Parallelen sehe ich zu mir selbst und was kann ich vom Leben und den Erfahrungen meiner Angehörigen lernen?

  • Was haben meine aktuellen Probleme, Krisen oder Herausforderungen mit meiner Familie oder bestimmten Personen meiner Familie zu tun?

  • Was fällt mir besonders auf? Was löst in mir Emotionen aus? Was macht mich glücklich, traurig, wütend oder nachdenklich?

  • Welche möglichen Lösungsansätze erkenne ich in meiner Familiengeschichte?

 

Diese Fragen können beliebig und je nach Zielstellung vertieft und erweitert werden. Das Genogramm stellt eine unerschöpfliche Quelle dar, um sich intensiver mit der eigenen Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Die dabei gewonnen Erkenntnisse können beispielsweise in einem systemischen Coaching-Prozesses oder einer systemischen Therapie vertieft und weiter bearbeitet werden. Die Fülle an Informationen kann außerdem als Grundlage für eine Familienaufstellung dienen.

 

Genogramm erstellen – Beispiel und Vorlage zum ausdrucken

 

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Genogramm erstellen – Vorlage zum ausdrucken

 

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Vor- und Nachteile eines Genogramms

Vorteile – Dabei kann ein Genogramm helfen

 

Ein Genogramm ist ein nützliches Tool, um eine Familiengeschichte in einer visuellen Darstellung aufzubereiten. Dabei kann es helfen, die Struktur und Dynamik der Familie zu verstehen und wichtige Informationen wie Muster bei Erkrankungen, Konflikten oder familiäre Beziehungen zu erfassen. Anschließend sollte man sich die Frage stellen, ob man im eignen Leben Parallelen erkennen kann, die zu ähnlichen Ergebnissen führen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass das Erstellen eines Genogramms oft eine Möglichkeit bietet, die Kommunikation innerhalb der Familie zu verbessern, indem man gemeinsam über Erlebnisse und Erinnerungen spricht. Auch in therapeutischen Kontexten, wie der systemischen Therapie, kann ein Genogramm als Werkzeug eingesetzt werden, um Familien- und Beziehungsprobleme besser zu verstehen und gezielt anzugehen. Ein Genogramm kann dazu beitragen, die Beziehungen innerhalb der Familie zu stärken und die Selbstreflexion jedes Familienmitglieds zu fördern. Ein weiterer Vorteil ist die klare visuelle Darstellung. Mithilfe der Symbole sind Verbindungen und Muster leichter erkennbar.

 

Nachteile – Das sind die Grenzen eines Genogramms

 

Genogramme bieten eine Vielzahl an Vorteilen, um Familienstrukturen und -dynamiken zu erfassen. Doch es gibt auch Nachteile und Grenzen, die besonders bei komplexen Familienverhältnissen ins Gewicht fallen können. Zunächst kann es schwierig sein, alle benötigten Informationen zu sammeln, da nicht immer alle Familienmitglieder bereit sind, ihre persönlichen Informationen preiszugeben. Auch die Interpretation der Daten erfordert eine gewisse Objektivität, Sensibilität und Erfahrung im Umgang mit komplexen Familienstrukturen.

Zudem kann die Visualisierung der Daten schnell unübersichtlich werden, wenn mehrere Generationen und Familienzweige dargestellt werden müssen. Ein weiterer Nachteil ist, dass ein Genogramm selbst nur begrenzte Informationen erfasst. So sind beispielsweise familiäre Konflikte, psychische Gesundheitsprobleme oder emotionale Bindungen schwer zu erfassen und in einem Genogramm darzustellen. Insgesamt sollten diese Grenzen berücksichtigt werden, um ein realistisches Bild der Familienverhältnisse zu erhalten.

Ein Genogramm kann durch die Konzentration auf andere Personen von der Eigenverantwortung wegführen. Es kann schnell zu einer Suche nach einem Schuldigen im außen führen. So kann es beispielsweise passieren, dass bestimmte Makel, gescheiterte Beziehungen oder andere Probleme lediglich auf die familiären Umstände oder die Erziehung zurückgeführt werden. Da das häufig eine “sehr bequeme” Lösung und Erklärung für Probleme ist, gilt es, auf diese Fallstricke besonderes Augenmerk zu richten.

 

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