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Embodiment – Die Wechselwirkung zwischen Emotion & Körper (+ Übungen)

 

Embodiment beschreibt die Wechselwirkung und Verbindung zwischen unseren Emotionen und unserem Körper. Der Schriftsteller Christian Morgenstern sagte passend dazu: „Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare.“

Im Gegenzug wirkt sich unser Gefühlszustand auch unmittelbar auf unseren Körper aus.

Vielleicht ist Ihnen der Begriff Embodiment schon einmal im Zusammenhang mit dem Thema Achtsamkeit über den Weg gelaufen. Während es bei der Achtsamkeit um bewusste Wahrnehmung unserer Handlungen, Gedanken und Gefühle geht, wird beim Embodiment der Fokus auf den körperlichen Aspekt gelegt, der in Wechselwirkung zum vorher genannten steht.

Embodiment erinnert uns daran, dass unser Körper und unser Geist nicht getrennt, sondern eng miteinander verbunden sind.

Diese Verbindung zu verstehen, ist jedoch nicht immer einfach, insbesondere in der westlichen Welt, in der wir daran gewöhnt sind, die Bedürfnisse unseres Körpers im Namen der Produktivität zu ignorieren oder sie alternativ zu unterdrücken, zu kontrollieren oder zu manipulieren. In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, wie sich Embodiment auswirken kann und wie es sich konkret im Alltag nutzen lässt.

 

Was ist Embodiment? Eine kurze Definition

 

Embodiment beschreibt die Wechselwirkung zwischen Gemüt, Emotion und Körper. Man geht dabei davon aus, dass sich alles, was wir erleben und erfahren, auch auf unseren Körper auswirkt. Konkret zeigt sich das in unserer Mimik, Gestik und Körperhaltung. Bezieht man die Psychoneuroimmunologie ein, können uns seelische Konflikte wie Ängste, Ärger und Stress sogar so sehr belasten, dass sie zu körperlichen Symptomen und Krankheiten führen.

Sicher kennen Sie Sätze wie, „Das geht mir an die Nieren“, „Das liegt mir im Magen“, „Mir sitzt die Angst im Nacken“ oder „Das kommt mir die Galle hoch“.

Unsere Emotionen, Gefühle, Gedanken und Erfahrungen beeinflussen also unmittelbar unseren Körper und sein Befinden.

 

Embodiment im Alltag

 

Das Zusammenspiel zwischen Emotionen und Körper lässt sich im Alltag an ganz einfachen Beispielen beobachten. Schon ein einfaches Lächeln kann zu einer positiven Veränderung unserer Stimmung und Motivation führen.

Bei der als Bleistiftexperiment bekannten Facial-Feedback-Hypothese wurden Teilnehmer aufgefordert, mit einem Bleistift im Mund einen Cartoon anzusehen. Durch den Bleistift wurden die Mundwinkel automatisch zu einem Lächeln angehoben. Das Ergebnis war, dass die Teilnehmer die Cartoons wesentlich lustiger empfanden, als ohne Bleistift. Die Stimmung verbesserte sich allein durch diesen kleinen körperlichen Anreiz.

Dieses Experiment können Sie ganz leicht selbst durchführen. Versuchen Sie mehrmals täglich bewusst zu lächeln. Ziehen Sie Ihre Mundwinkel für 15 Sekunden hoch und beobachten, was passiert. Viele Menschen berichten von einer unmittelbar positiven Auswirkung auf ihre Laune.

 

Die Verbindung von Körperhaltung und Selbstwahrnehmung

 

Eine aufrechte Körperhaltung ist ein Zeichen von Selbstvertrauen und Selbstsicherheit, während eine gekrümmte Haltung eher auf Unsicherheit und Verschlossenheit schließen lässt. Versuchen Sie im Alltag bewusst auf Ihre Körperhaltung zu achten. Welche Sitzhaltung haben Sie?

Wie stehen Sie im Gespräch mit anderen Personen da? Korrigieren Sie bewusst Ihre Körperhaltung und beobachten Sie, welchen Effekt das auf Sie hat. Stehen Sie selbstbewusst und aufrecht, statt gekrümmt und mit Schultern nach vorne.

 


 

Embodiment und die Umsetzung im Alltag. Einige simple Übungen

 

1 – Aufrechte Haltung

Ein gerader Rücken und ein gestreckter Nacken steigert automatisch die Achtsamkeit und Aufmerksamkeit. Sie werden feststellen, dass es in dieser Haltung wesentlich einfacher ist, motiviert und konzentriert zu arbeiten.

 

2 – Offene Körperhaltung

Eine offene Körperhaltung zeigt Offenheit für neue Ideen und Erfahrungen. Sie strahlt Positivität aus, während verschränkte Arme und ein Blick nach unten eher Ablehnung und Verschlossenheit signalisieren.

 

3 – Achtsamkeit und Selbstbeobachtung im Alltag

Versuchen Sie, sich im Alltag achtsam in den verschiedensten Situationen zu beobachten. Achten Sie darauf, welche Ausdruck Sie im Moment haben und hinterfragen Sie, wie Sie sich gerade fühlen? Welche Körperhaltung haben Sie, wenn Sie sich freuen, welche, wenn Sie traurig sind und welche, wenn Sie gestresst sind?

Das hilft uns ein Gefühl für uns und den Zusammenhang zwischen körperlichen Ausdruck, Haltung und unserer Gefühlslage zu bekommen und zu erforschen

Besonders hilfreich kann hier ein Tagebuch sein. Notieren Sie sich Ihre Beobachtungen über den Verlauf von mindestens einer Woche. Reflektieren Sie dann, welche Muster Sie erkennen können und was Ihnen auffällt.

Diese praxiserprobten Übungen und Tools helfen dabei, die Achtsamkeit und Selbstbeobachtung zu trainieren

 

4 – Die Analyse anderer

Neben Ihrer eigenen Körperhaltung können Sie auch die Gestik, Mimik und Haltung Dritter beobachten, studieren und interpretieren Sie die Haltung anderer und wie sie auf Sie wirkt. Was strahlt die jeweilige Person in diesem Moment aus? Von diesen Beobachtungen können Sie lernen und die Erkenntnisse für Ihr eigenes Embodiment Verständnis nutzen.

 

Embodiment besser verstehen durch Emotionsregulation – Gefühle und Emotionen meistern

 

Wie wir herausgefunden haben, beeinflussen die Emotionen und Gefühle, die wir vornehmlich in unserem Alltag haben, unseren Körper und somit auch unsere Gesundheit. Ein Blick auf unseren Körper lässt uns häufig Rückschlüsse auf unseren emotionalen Zustand ziehen.

Häufiges Lachen sorgt meist für einen entspannten und freundlichen Gesichtsausdruck, die Verspannung zu Nacken und Kopfschmerzen. Unsere Schüchternheit und unsere Scham zu einer gebeugten Haltung. Abgekaute Fingernägel lassen auf Nervosität und Unsicherheit schließen.

Durch das Wissen über das Embodiment haben wir nun zwei Ebenen zur Verfügung, um mehr über uns und unsere Gefühlswelt zu erfahren, beziehungsweise auch im Gegenzug bewusst Einfluss darauf zu nehmen.

 

Besonders wichtig ist es, die Emotionen, die man hat nicht zu unterdrücken, sondern sie in ihrer Gesamtheit zuzulassen, die Botschaft wahrzunehmen und in unser künftiges Verhalten einfließen zu lassen (Schlussfolgern oder korrigieren bestimmter Verhaltensweisen).

Versuchen Sie, die eigenen Gefühle und Emotionen ehrlich zu hinterfragen. Warum habe ich diese Gefühle? Sind sie authentisch oder eher Mittel zum Zweck, wie beispielsweise übertriebenes Lachen, um eigene Unsicherheiten oder Unwohlsein zu überspielen?

Dank einem besseren Verständnis für das Wechselspiel zwischen unseren Emotionen und unserem Körper, haben wir die Basis geschaffen, bewusst auf unsere Gefühlslage Einfluss zu nehmen. Das gilt besonders dann, wenn wir feststellen, dass wir uns selbst damit keinen Gefallen tun oder wenn wir merken, dass wir zu sehr Spielball unserer Emotionen sind.

Auf dem Weg, die eignen Emotionen zu meistern, helfen die folgenden Tools und Übungen. Damit gelingt es, auf der Welle der Emotionen zu surfen, statt von ihr überrollt zu werden.

 

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