Ängste überwinden – Sie erfahren, welche Angststörungen es gibt und wie sie erfolgreich besiegt werden können.

 

Angst und Furcht sind ganz alltägliche Emotionen und normale Reaktionen auf Bedrohungen. Das Gefühl der Angst ist sogar überlebenswichtig. Schließlich dient es uns als hilfreiches Warnsignal, um gefährliche Situationen und Probleme zu erkennen und ihnen aus dem Weg zu gehen. Angst vor Krieg, Krankheiten oder auch die Nervosität, einen Vortrag vor einem großen Publikum zu halten, sind normal.

Wenn Angst und Furcht jedoch zum Dauerbegleiter werden und sich auf das soziale Leben, die täglichen Aufgaben oder unseren Job auswirken, dann ist es Zeit zu handeln und sie in den Griff zu bekommen.

 

Angststörung – eine echte Volkskrankheit

 

Die Angststörung ist heute eine echte Volkskrankheit. Rund 25 % der deutschen Bevölkerung leidet mindestens einmal im Leben darunter. Circa 12 % der Bevölkerung leiden unter extremer Schüchternheit (soziale Phobie) und weitere 12 % unter einer Angst vor Dingen und Tieren (spezifische Phobie, wie zum Beispiel Spinnen oder Höhe).

 

In der Regel sind Frauen häufiger von Angststörungen betroffen, als Männer.

Die Angststörung zählt zu den häufigsten psychischen Problemen bei Frauen und zu den zweithäufigsten bei Männern. Fast jede zweite Angststörung bleibt unbehandelt, womit Betroffene Gefahr laufen, dass sie chronisch wird. Der Grund dafür ist, dass viele Menschen die Symptome gar nicht bewusst wahrnehmen oder zögern, mit einem Fachmann über ihre Gefühle und Probleme zu sprechen.

 

Außerdem bleibt die Angststörung oft unentdeckt und unbehandelt, weil die Diagnose einfach aufgrund anderer, (die Angst) überlagernde, Erkrankungen übersehen wird. Die Angst kann beispielsweise zu chronischen Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten führen. Behandelt werden dann nur die genannten Symptome und es wird nicht erforscht, was die Ursache dieser Symptome ist (evtl. eine Angststörung).

Eine weitere Möglichkeit ist, dass die Angststörung bereits seit Kindheitstagen besteht und die betroffene Person diesen Zustand als völlig normal hinnimmt, weil sie nichts anderes kennt.

 

Welche Folgen kann eine unbehandelte Angststörungen haben?

 

  • Gefühl der Ohnmacht und Kontrollverlust
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Depression
  • Panikattacken
  • Kopfschmerzen durch ständige Sorgen und Stress
  • Atembeschwerden
  • Verlust der Libido
  • Reizbarkeit
  • Das Gefühl, ausgelaugt zu sein und ständige Müdigkeit
  • Anstieg des Blutdrucks
  • Soziale Isolation
  • Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben

 

 

Glücklicherweise gibt es eine Lösung:

 

Angststörungen, Panik und Furcht können mit Medikamenten oder professionellem Coaching oder Therapie behandelt werden. Wir werden uns auf die Behandlung von Angststörungen ohne Medikamente konzentrieren.

Stattdessen werden bewährte Techniken und Methoden verwendet, die auf den Erkenntnissen der kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) basieren. Diese haben sich in der Vergangenheit beim Bekämpfen von Angstzuständen immer wieder bewährt.

 

 

Was ist eine Angststörung? (Definition)

 

Eine Angststörung besteht, wenn Angstreaktionen in eigentlich ungefährlichen Situationen auftreten. Die Angst steht bei einer Angststörung in keinem angemessenen Verhältnis zur tatsächlichen Bedrohung.

Betroffene zeigen exzessive, übertriebene Angstreaktionen auf Situationen, Objekte oder Gedanken, während eine wirkliche äußere Bedrohung fehlt.

Man kann grob zwischen unspezifischen Ängsten und Phobien unterscheiden. Unspezifische Ängste treten spontan und zufällig auf (wie bei der generalisierten Angststörung). Bei Phobien wird der Angstzustand durch bestimmte Objekte oder Situationen ausgelöst (Tiere, ein Fahrstuhl oder öffentliche Plätze (Agoraphobie)).

 

Welche Angststörungen gibt es?

 

Spezifische Phobien – Was ist eine Phobie?

 

Spezifische Phobien gehören zu den häufigsten Angststörungen. Sie sind eine überwältigende und objektiv unvernünftige Angst vor Objekten, Orten oder Situationen, die objektiv keine wirkliche Gefahr darstellen, aber bei Betroffenen Angst und Vermeidung auslösen.

Einige Beispiele für spezifische Phobien sind Spinnen, Aufzüge, Flugangst, Höhenangst, Angst vor öffentlichen Plätzen (Agoraphobie).

Das bloße Nachdenken über oder die Konfrontation mit diesen Situationen oder Objekten kann bei Betroffenen Stress, starke Angstzustände oder sogar Panikattacken verursachen.

 

Soziale Phobie oder soziale Angst – Was ist eine soziale Phobie?

 

Menschen, die an einer sozialen Phobie leiden, befürchten ständig, von anderen beurteilt oder in der Öffentlichkeit in Verlegenheit gebracht zu werden. Eine soziale Phobie geht über die normale Schüchternheit oder Nervosität beim Halten eines Vortrags hinaus.

Menschen mit einer sozialen Phobie haben beispielsweise Angst, dass andere schlecht über sie denken oder dass sie im Vergleich zu anderen Menschen nicht mithalten können.

 

Bei einer sozialen Phobie führen Angst und Furcht zu einem Vermeidungsverhalten, welches das eigene Leben stark beeinträchtigen kann. Typische Anzeichen einer sozialen Phobie sind beispielsweise

  • Die Angst vor Situationen, in denen andere sie beurteilen könnten (z. B. Essen oder sprechen in der Öffentlichkeit).
  • Die Angst sich selbst in Verlegenheit zu bringen oder zu blamieren.
  • Vermeiden bestimmter sozialer Situationen, Ereignisse und Aktivitäten.

 

Klassische Symptome der sozialen Phobie sind Erröten, Vermeiden von Blickkontakten, Zittern, Schwitzen, schneller Herzschlag oder Muskelverspannungen.

 

Arten von Angsterkrankungen – Was ist eine generalisierte Angststörung?

 

Die generalisierte Angststörung zeichnet sich durch anhaltende und übermäßige Sorgen um verschiedene Ereignisse, Situationen oder Dinge aus. Betroffene kennen den Auslöser ihrer Angst oft nicht.

Eine generalisierte Angststörung führt dazu, dass Menschen sich eher über eine Vielzahl von Situationen und Problemen als über ein bestimmtes Ereignis besorgt fühlen.

Sie werden zum Beispiel von der Angst und dem Gedanken daran gequält, dass Familienmitglieder erkranken könnten oder sie einen Unfall erleiden (katastrophales Denken). Die Gedanken kreisen also immer um das schlimmstmögliche Ereignis (Worst Case).

 

Menschen mit einer generalisierten Angststörung fühlen sich die meiste Zeit ängstlich und sobald ein ängstlicher Gedanke ausgeräumt ist, folgt oft direkt ein anderer.

Typische Symptome sind Nervosität, Zittern, Muskelspannung, Schwitzen, Herzklopfen, Hyperventilation, Schwindelgefühle, Oberbauchbeschwerden und eine generelle Ruhelosigkeit. Das Gefühl ständiger Sorge und Unruhe führt unter anderem zu Konzentrations- und Schlafstörungen.

 

 

Panikstörung – Was sind plötzliche Panikattacken?

 

Bei einer Panikstörung leiden Betroffene unter plötzlichen Panikattacken und Angstanfällen, ohne dass objektiv gesehen eine reale Gefahr besteht. Diese Panikattacken lösen eine extreme körperliche Angstreaktion aus scheinbar heiterem Himmel aus. Von den Betroffenen wird diese Reaktion als extreme Bedrohung ihrer Gesundheit erlebt.

Die Angst vor einer plötzlichen Panikattacke in einer Situation, aus der man nicht schnell entfliehen kann oder in der keine Hilfe verfügbar ist, führt häufig dazu, dass Betroffene beginnen, enge Räume, Menschenansammlungen oder weite Reisen zu vermeiden. In schweren Fällen können sie die eigene Wohnung nicht mehr allein verlassen.

 

Typische Symptome sind Hyperventilation, Enge in der Brust mit Erstickungsgefühlen, Herzrasen, gelegentlich auch Herzschmerzen, Zittern, Schweißausbrüche, Taubheitsgefühle oder Kribbeln, Übelkeit.
Eine Panikattacke dauert in der Regel rund 10 – 15 Minuten.

 

Was ist eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)?

 

Eine posttraumatische Belastungsstörung kann auftreten, wenn eine Person Opfer eines traumatischen Ereignisses war, wie z. B. sexueller Übergriff, Krieg, Verkehrsunfall, Kindesmissbrauch oder andere lebensbedrohliche Situationen.

Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden häufig unter quälenden Erinnerungen oder dem gedanklichen Wiedererleben des Traumas (Flashbacks, Alpträume).

Betroffene versuchen traumabezogene Gedanken und Emotionen oder die Diskussion über das Erlebte zu vermeiden. Teilweise können sie sich an das Ereignis gar nicht mehr bewusst erinnern.

Kennzeichen sind also das gedankliche Wiedererleben des Traumas und die Vermeidung von Situationen, Gedanken und Aktivitäten, die an das Trauma erinnern. Zudem herrscht häufig das Gefühl ständiger Bedrohung über die mögliche Wiederkehr des Erlebnisses.

 

Welche Ursachen kann eine Angststörung haben?

 

Die Ursachen und Gründe für die Entstehung einer Angststörung können vielfältig sein:

 

  • Trauma: Menschen, die ein traumatisches Ereignis erlebt oder miterlebt haben
  • Vergangene (Kindheits-) Erfahrungen
  • Ständiger Stress: Beispielsweise die ständige Sorge um den Arbeitsplatz, Finanzen oder Gesundheit
  • Konflikte innerhalb der Familie und Partnerschaft.
  • Persönlichkeits- und Familiengeschichte: Einige Menschen sind anfälliger für Angststörungen als andere
  • Aktuelle Lebenssituation (z. B. Tod eines geliebten Menschen, Arbeitslosigkeit, Einsamkeit und Isolation)
  • Drogen und Alkohol
  • Chronische Trauer
  • Andere psychische oder medizinische Erkrankungen

 

Wie kann man Ängste bekämpfen und besiegen?

 

Um Ängste zu überwinden, verwenden wir die bewährten Techniken und Methoden aus der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT). Es handelt sich also um eine Behandlung ohne Medikamente.

Die schwere und Auswirkungen der Angstzustände ist von Person zu Person unterschiedlich. Die folgenden Tipps und Tools eignen sich jedoch für die meisten Menschen, die unter einer Angststörung leiden.

Dennoch sollte immer ein genauer Blick auf die jeweilige Situation und die dazugehörigen Umstände geworfen werden. Im Zweifelsfall sollte eine detaillierte Diagnose auf Basis einer professionellen klinischen Beurteilung erfolgen.

 

Die kognitive Verhaltenstherapie gilt als besonders erfolgversprechend bei der Behandlung von Angstzuständen. Das Wissen und die Erkenntnisse wurden verwendet, um ein Toolset zu erstellen, das Therapeuten und Coaches bei der Arbeit mit Klienten und Patienten unterstützt.

Jeder Mensch ist anders und hat eine individuelle Vorgeschichte, Situation, Ressourcen und Bedingungen. Der Grad der Angststörung ist deshalb wie bereits erwähnt sehr individuell.

Es gibt keine Blaupause, die sich für jeden Betroffenen eignet. Deshalb sollten Sie immer individuell abwägen, welche Werkzeuge und Techniken zu der Person passen, mit der Sie gerade arbeiten.

 

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Ängste verstehen und überwinden – Ein kurzer Überblick

 

Angst zu bekämpfen und letztlich zu besiegen ist ein schrittweiser Prozess.

Zuerst gilt es, die Ziele und die Motivation des Betroffenen zur Überwindung der Angst herauszufinden. Ein klar definiertes Ziel, wie eine Rede vor Kollegen zu halten oder in ein Flugzeug steigen zu können, um mit der Familie in den Urlaub zu fahren, ist eine echte Motivation. Sobald der Klient ein konkretes „Warum“ für den Kampf gegen seine Angststörung hat, steigen die Chancen exponentiell, die Angst auch tatsächlich zu überwinden.

 

Der nächste Schritt besteht darin, sich bewusst zu werden, was konkret die Angst, Furcht, Sorge oder sogar Panik verursacht. Das Erstellen eines Angstprofils und das Überwachen von Angst- und Sorgenepisoden im Alltag helfen den Betroffenen dabei, die oft irrationalen Gedanken und Ängste in ihren Köpfen zu klären. Ein wichtiger Teil dabei ist die imaginäre Exposition (in sensu). Hier geht also um die bildhafte Vorstellung und Konfrontation mit der gefürchteten Situation (emotionales Wiedererleben).

 

Sobald dieser Schritt gemeistert ist, sind wir bereit, uns bestimmten angstauslösenden Situationen oder Objekten im echten Leben (in vivo), zu stellen. Man spricht hier von realer Exposition. Der Betroffene lernt dabei, mit seinen Ängsten umzugehen und sich der Angst zu stellen.

 

Eine gute Expositionsaktivität sollte unangenehm, aber trotzdem sicher sein. Sie sollte außerdem in der Kontrolle des Betroffenen liegen (von einem Fremden angesprochen werden, liegt außerhalb unserer Kontrolle. Es liegt aber beispielsweise in unserer Hand auf eine fremde Person aktiv zuzugehen). Die Aktivität sollte so spezifisch wie möglich und wiederholbar sein, damit der Betroffene sich der Angst immer wieder stellen kann.

 

Was tun bei Angst und Angststörungen? – Ängste Schritt für Schritt bekämpfen und besiegen

 

Wie bereits erwähnt ist es enorm hilfreich, konkrete Ziele, die Motivation und die Erwartungen des Betroffenen zu klären. In Tool 1 des “Ängste überwinden” Toolsets werden also greifbare Beweggründe zur Überwindung der Angst herausgearbeitet.

Im zweiten Tool wird die Grundangst des Betroffenen erforscht. Was steht hinter den Angstzuständen? Sind es beispielsweise frühere Erfahrungen, die letztlich zur Angststörung geführt haben? Die eigene Angst zu verstehen ist ein wichtiger Baustein im Überwindungsprozess.

 

Das Kennenlernen der Symptome und Auswirkungen der Angst geschieht in Tool 3. Die Übung bietet Betroffenen die Möglichkeit, sich der physischen, kognitiven und auch den Auswirkungen auf der Verhaltensebene bewusst zu werden.

Von Angststörungen betroffene Personen schätzen potenzielle Gefahren und in der Zukunft liegende Situationen oft falsch ein.

Typische Beispiele sind:

 

  • Sie überschätzen die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten negativer zukünftiger Ereignisse.
  • Sie unterschätzen ihre Möglichkeiten, negative Situationen aus eigener Kraft zu verändern.
  • Bei Planungen werden sämtliche Horrorszenarien in Betracht gezogen, die es unter allen Umständen zu vermeiden gilt.

 

 

Angst auflösen durch Verstehen

 

Das Tool 4 trägt den Namen Gedankenlabyrinth und wurde entwickelt, um einen Einblick in das oft gefährliche und hilflose Gedankenprofil einer von Ängsten geplagten Person zu gewinnen. Bei Betroffenen läuft das Gedankenkarussell oft auf Hochtouren. Das ständige Grübeln über alle möglichen Szenarien und Gefahren gleicht dem Irrlauf in einem Labyrinth, aus dem es scheinbar keinen Ausweg gibt. Dieses Tool hilft dabei, sich der Grübelei bewusst zu werden und sie endlich zu stoppen.

 

Die Erkenntnisse aus den ersten Übungen geben Ihnen eine guten Einblick in die Symptome und Auslöser der Angstzustände. Entsprechend der gegebenen Antworten, können Sie nun ein Angstprofil (Tool 5), Sorgenprofil (6), Panikprofil (7) oder das Profil zur sozialen Angst erstellen (9).

 

Ein weiterer wichtiger Baustein auf dem Weg, Angststörungen zu überwinden, ist das Glaubenssystem der betroffenen Person. Viele Überzeugungen und Glaubenssätze basieren nicht unbedingt auf Fakten, Erfahrungen oder Wissen. Viele entspringen der bloßen Vorstellung, was passieren könnte.

 

Es gibt zahlreiche Überzeugungen über Situationen oder die Angst an sich, die eine ängstliche Person noch ängstlicher machen können. Übung 8 deckt Überzeugungen und negative Glaubenssätze auf. Die Grundüberzeugungen über die Ängste werden identifiziert und im nächsten Schritt durch neue, positive und hilfreiche Glaubenssätze ersetzt.

 

Mit Angst umgehen – Ein Angst-Tagebuch hilft dabei

 

Ein Angst-Tagebuch oder Protokoll ist ungeheuer hilfreich, wenn es darum geht, erfolgreich mit den Ängsten umzugehen. In den Tools (11-14) werden Betroffene gebeten, ihre Sorgen- und Angstperioden zu dokumentieren. Dabei werden die Situationen, die auftretenden Symptome, Emotionen und Gedanken aufgeschrieben.

 

Beim Dokumentieren der Angst- / Sorgen-Episoden wird dem Betroffenen bewusst, was zu seinen Ängsten führt und wie er damit umgeht. Setzt beispielsweise immer wieder ein bestimmtes Vermeidungsverhalten ein?

Die gesammelten Informationen über die verschiedenen Situationen bieten wertvolle Einblicke und Erkenntnisse auf dem Weg die Angst erfolgreich zu bekämpfen. Manchmal wird dem Schreiber schon beim Erstellen einer Notiz bewusst, dass die Angst in dieser Situation eigentlich vollkommen unbegründet ist.

 

Wie unterscheidet sich die Angststörung von „normalen“ Ängsten?

 

Jeder von uns hat in bestimmten Situationen Angst. So ist es völlig normal, dass wir uns beim Blick vom Abgrund einer Klippe unwohl fühlen. Normale Angst tritt situationsbedingt auf und ist wie bereits erwähnt oftmals sogar ein wichtiges Warnsignal.

Die Ängste bei einer Angststörung hingegen sind tendenziell chronisch und irrational. Sie schränken unser tägliches Leben ein und führt zu Vermeidungsverhalten. Ständiges Grübeln und sich Sorgen sind Symptome einer „problematischen“ Angst.

 

Um den Betroffenen die Unterschiede zwischen einer völlig normalen und einer problematischen Angst bewusst zu machen, wurde Tool 15 entwickelt. Hier wird eine normale Angstsituation mit einer problematischen Angst verglichen. Betroffene vergleichen und beschreiben, wie sie sich in den jeweiligen Situationen fühlen, wie sie denken und reagieren.

Indem der Betroffene lernt, normale Angst von der problematischen Angst zu unterscheiden, wird ihm bewusst, dass seine quälenden Ängste in der Regel irrational sind.

 

Angst bewältigen – Eine Kosten-Nutzen-Analyse

 

Dem Betroffenen wird nun mehr und mehr bewusst, dass seine Ängste irrational sind. Ein weiteres Tool (16) auf dem Weg zur Bekämpfung der Angst ist die Kosten-Nutzen-Analyse.

Hier wird der angst geplagten Person bewusst, was die Kosten und negativen Konsequenzen der irrationalen Angst sind. Ungesunde und irrationale Gedankenmuster und Überzeugungen werden in dieser Übung durch hilfreiche ersetzt.

 

Erforschung des eigenen Vermeidungs- und Fluchtprofils – Angst auflösen

 

Vermeidung und Flucht sind typische Verhaltensweisen bei Menschen, die unter Angstzuständen leiden. Eine bestimmte Situation (oder Objekt) wird entweder komplett vermieden oder schnellstmöglich verlassen (Flucht).

Ein klassisches Beispiel für Vermeidungsverhalten wäre es, nicht auf Partys zu gehen, um den bewertenden und unangenehmen Blicken der anderen Gäste aus dem Weg zu gehen (soziale Phobie).

Diese Verhaltensweisen werden problematisch, wenn sie immer verwendet und sogar auf weitere Bereiche des Lebens ausgeweitet werden.

 

Vermeidung ist eine so typische Verhaltensweise, weil sie für Betroffene wirksam ist. Durch die Absage zur Party ist man der Bewertung der anderen entgangen. Man hat sich nicht blamiert und wurde nicht ausgelacht. Die Angst wurde also kurzfristig verringert, beziehungsweise sogar besiegt.

 

Langfristig verstärkt das Vermeidungsverhalten die Angst jedoch. Der Betroffene ist in Zukunft immer weniger dazu bereit, sich seiner Angst zu stellen. Das befürchtete katastrophale Ereignis (auf der Party ausgelacht zu werden) konnte nicht widerlegt werden.

 

Dadurch kann die Angst weiter zunehmen und sich sogar auf ähnliche Situationen übertragen. Die Angststörung verschlimmert sich, bis Betroffene beispielsweise gar nicht mehr aus dem Haus gehen.

Tool 17 hilft dabei, sich des Vermeidungs- und Fluchtprofils bewusst zu werden, um rechtzeitig gegensteuern zu können.

 

Entkatastrophisieren – Ängstliche Gedanken herausfordern

 

Menschen mit Angststörungen neigen dazu, sich stets auf das Worst-Case-Szenario zu konzentrieren. Es wird immer mit dem schlimmstmöglichen Ergebnis gerechnet. Man nennt das auch katastrophales Denken.

Das Entkatastrophisieren ist ein in der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) bekanntes und bewährtes Instrument, das zur kognitiven Umstrukturierung eingesetzt werden kann. Der Betroffene wird dazu angeregt, sich realistischere Ergebnisse für bestimmte Situationen zu überlegen.

 

Man kann es auch als „Was wäre wenn”, Technik bezeichnen, da das Worst-Case-Szenario mit der Frage konfrontiert wird: „Was würde dann passieren, wenn das befürchtete Ereignis tatsächlich eintritt?”

Tool 18 konfrontiert die Betroffenen mit einem Worst-Case-Szenario eines gefürchteten Ereignisses. Mithilfe der eigenen Vorstellung (in sensu), prüft die angstgeplagte Person, ob die befürchteten Auswirkungen des Ereignisses überschätzt wurden. Außerdem wird festgestellt, ob die eigenen Fähigkeiten mit der Situation umzugehen, vielleicht bisher unterschätzt wurden.

 

 

Ängste erfolgreich besiegen – Sich seinen Ängsten stellen (Exposition)

 

Der letzte wichtige Schritt, um Ängste vollständig zu überwinden, ist die Exposition. Hierbei handelt es sich um die direkte Konfrontation mit der Angst in der Realität (in vivo).

Exposition ist die wiederholte systematische Konfrontation mit internen oder externen Reizen, die vom Betroffenen gefürchtet, vermieden oder nur mit großer Angst ausgehalten werden. In der kognitiven Verhaltenstherapie ist sie ein wesentliches Element auf dem Weg, die Angststörung zu besiegen.

Solche externen Reize können soziale Situationen (soziale Phobie), Kaufhäuser, Busse, U-Bahnen, öffentliche Plätze (Agoraphobie) oder einzelne spezielle Objekte oder Reize, wie zum Beispiel Spinnen, große Höhen (spezifische Phobie) sein.

Bei einer Panikstörung sind eigene Körperempfindungen angstauslösend (z. B. ein beschleunigter Herzschlag), da sie von Betroffenen als Vorstufe einer Panikattacke bewertet werden.

 

Ängste abbauen – Schritt für Schritt durch Exposition

 

In Tool 19 erstellt der Betroffene seine Angsthierarchie. Das ist eine Liste von Objekten und Situationen, die er fürchtet oder normalerweise vermeidet. Die Aktivitäten werden nach ihrem Potential geordnet, Angst zu provozieren. Die Liste besteht aus rund 10–15 Aktivitäten.

Nach und nach arbeitet sich der Betroffene in der Hierarchie von den „einfachen“ zu den immer schwierigeren Aufgaben vor. Eine Expositionshierarchie dient als guter Indikator für den Fortschritt des Betroffenen und seine zunehmende Fähigkeit mit angstbesetzten Situationen umzugehen.

 

Die Tools 20 und 21 dokumentieren die Angstkonfrontation. Hier werden die Gefühle, Gedanken, Erfahrungen und das tatsächliche Ergebnis der Aufgabe aufgezeichnet. Betroffene füllen diese Fragebögen für jede Expositionsaufgabe einzeln aus.

Tool 20 sollte unmittelbar vor der Ausführung der Aufgabe und Teil 21 direkt danach ausgefüllt werden. Dies ermöglicht den direkten Vergleich mit den Erwartungen und Befürchtungen vor jeder Aufgabe mit dem tatsächlichen Ergebnis. Alle Gedanken, Gefühle, Reaktionen, Verhaltensweisen und Erfahrungen werden dokumentiert.

 

Sobald sich der Betroffene erfolgreich an die Spitze seiner Expositionshierarchie gearbeitet hat, ist es an der Zeit, die Reise zu bewerten (Tool 22).

„Wie haben sie sich vor der Zusammenarbeit gefühlt? Was haben sie während der Reise gelernt und wie fühlen sie sich jetzt?“

Die Übung bietet auch Raum, über zukünftige Schritte und Ziele nachzudenken. Das Hauptziel ist der nachhaltige Erfolg der Betroffenen.

So könnte jemand, der seine soziale Phobie erfolgreich überwunden hat, als nächstes Ziel haben, sich einem Sportverein anzuschließen, um in Zukunft noch selbstbewusster und souveräner im sozialen Umgang zu werden.

 

Wir wünschen Ihnen und Ihren Klienten alles Gute auf dem Weg, ihre Ängste zu besiegen.