Das stärken der Resilienz wird nicht nur in Unternehmen angestrebt, um das Betriebsergebnis nachhaltig zu erhöhen, sondern auch von mehr und mehr Privatpersonen nachgefragt, weil man sich durch eine gestärkte Widerstandsfähigkeit einen Wettbewerbsvorteil im Beruf verspricht oder sich einfach nur souveräner fühlen will.
Gegner dieses Trends proklamieren, dass eine Stärkung der psychischen Widerstandsfähigkeit völlig unnötig sei, weil diese bei der Mehrzahl der Bevölkerung von Natur aus genügend vorhanden sei.
Dieser These kann ich durch meine mehr als 20 jährige berufliche Praxis nicht zustimmen, es ist im Gegenteil so, dass dies meiner Beobachtung nach mehr und mehr abnimmt.
Aus diesem Grund halte ich also den Boom zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit, beziehungsweise die Resilienz zu stärken für einen sehr wichtigen.
Gleichwohl glaube ich aber , dass ein klassisches Coaching oder Training mit einem kalkulierten
Zeitfenster von x-Sitzungen allenfalls Kurzfrist- und Teilerfolge bringt und nach einiger Zeit zur Rückkehr in die alten Muster führt.
Bei der fehlenden oder geschwächten Resilienz verhält es sich ja nicht wie beim trainieren einzelner Muskeln um eine bestimmte Sportart besser ausüben zu können, es handelt sich vielmehr um eine Grundqualität, die sich auf nahezu alle Bereiche des Lebens auswirken kann und daher auch über einen langen Zeitraum antrainiert werden muss.
Das lässt sich so aber kaum einem Klienten vermitteln, weder monetär noch im Hinblick auf dessen Motivation oder Compliance.
Wie auch bei Krankheiten und Immunabwehr muss die Resilienz möglichst schon im Kleinkindalter
gefördert oder besser, zugelassen werden.
Genau hier liegt aber schon die Ursache des Defizits, denn in entwickelten Gesellschaften mit hohen Sozialstandards ist dies etwas, was man möglichst auf allen Ebenen versucht zu unterbinden, in dem Glauben, je weniger Unbehagen ein junger oder auch älterer Mensch aushalten muss, desto besser geht es ihm und damit der Gesellschaft.
Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Diese Wahrheit spüren die Menschen wohl auch unterbewusst, weshalb es eben nicht unberechtigt zu diesem Boom des Widerstandsfähigkeit- und Resilienz stärken kommt.
Kinder bekommen oft sehr früh ADHS (aus meiner Sicht keine Krankheit sondern eben mitverursacht durch mangelnde Resilienz) , Schüler und Erwachsene fühlen sich allzu schnell gemobbt oder persönlich angegriffen, sind nicht mehr in der Lage kontrovers zu diskutieren.
Danach kommt das immer häufigere Burnout-Syndrom, das meiner Meinung nach eher durch mangelnde Resilienz verursacht wird als vom Leistungsdruck, auf das es häufig zurückgeführt wird.
Eine Stärkung der Widerstandsfähigkeit würde die Gefühle im Alltag verbessern , das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen stärken, und gleichzeitig die Konfliktfähigkeit erhöhen.
Da all das in den letzten 20 – 30 Jahren Stück für Stück gesamtgesellschaftlich abtrainiert wurde, erleben wir die Folgen dieses Mangels mehr und mehr. Es fehlt massiv die Immunabwehr der Psyche, die Resilienz zur Bewältigung der heutigen Herausforderungen einer globalisierten Welt.
Will man diesen Mangel beheben, braucht es eine tiefe Verankerung um nachhaltig mit gestärkter
Resilienz aus einem Coaching oder Training herauszugehen.
Dafür sollte man sehr engmaschig über eine längere Zeit begleiten und nicht allein auf das Neuprogrammieren von Mustern setzen.
Wichtig ist das bewusst machen der einzelnen Schritte, d.h. dem Klienten den gesamten Prozess zur Verfügung stellen, wo er immer wieder auch vergangene Schritte nachvollziehen kann, wenn Lücken auftreten, was in einem solch komplexen Prozess besonders wichtig ist.
Wichtig ist auch, den Klienten während des Prozesses bezüglich seiner Gefühle im Alltag zu begleiten.
Dazu bracht es nicht so sehr engmaschige Sitzungsperioden, sondern es genügen hier auch andere Medien wie Skype, e-Mail oder Telefon , oder man benutzt eine Coaching Software wie CleverMemo, die sogar den gesamten Prozess ordnet und managed.
Vom Coach erfordert die Stärkung der Resilienz Geduld und Einfühlungsvermögen, wenn der Prozess ein dauerhaftes Ergebnis erzielen soll.
Ein solches Vorgehen macht ein Coaching für den Coach wirtschaftlich sinnvoll, für den Klienten erschwinglich.
Gleichzeitig sorgt eine derart engmaschige Begleitung für die notwendige Compliance, um auch der Kraft der alten und damit tiefen Muster im Alltag zu widerstehen.
War dieser Artikel für Sie hilfreich oder interessant ? Dann freue ich mich, wenn Sie ihn mit Ihren Freunden und Bekannten teilen
Vielen Dank Richard, für den Link zu diesem Artikel, den ich in Twitter fand.
Vieles in diesem Beitrag würde ich sofort unterschreiben. Manches regt mich zum noch mal nachlesen und darüber nachdenken an.
Herzlichen Grüße
Sabine Sießmayr
Schönen guten Morgen
Ich erlebe in meiner täglichen Arbeit mit Erwachsenen und Kindern immer wieder, dass die “Resilienzfähigkeit” besorgniserregend abnimmt. Ich erlebe, dass die Menschen nicht mehr “von Natur aus” auf ihre Resilienzen zugreifen können und dies oft im Erwachsenenalter “nachlernen” müssen.
Hallo Herr Schuy,
ein interessanter Gedanke(!):
>Wie auch bei Krankheiten und Immunabwehr muss die Resilienz möglichst schon im Kleinkindalter
gefördert oder besser, zugelassen werden. Genau hier liegt aber schon die Ursache des Defizits, denn in entwickelten Gesellschaften mit hohen Sozialstandards ist dies etwas, was man möglichst auf allen Ebenen versucht zu unterbinden, in dem Glauben, je weniger Unbehagen ein junger oder auch älterer Mensch aushalten muss, desto besser geht es ihm und damit der Gesellschaft.Da all das in den letzten 20 – 30 Jahren Stück für Stück gesamtgesellschaftlich abtrainiert wurde, erleben wir die Folgen dieses Mangels mehr und mehr…. Schüler und Erwachsene fühlen sich allzu schnell gemobbt oder persönlich angegriffen, sind nicht mehr in der Lage kontrovers zu diskutieren.Es fehlt massiv die Immunabwehr der Psyche, die Resilienz zur Bewältigung der heutigen Herausforderungen einer globalisierten Welt.Eine Stärkung der Widerstandsfähigkeit würde die Gefühle im Alltag verbessern, das Selbstbewusstsein stärken, die Konfliktfähigkeit erhöhen. Stimme ich zu, müsste aber schon in der Kindheit anfangen.
Ich bin 65’er Jahrgang und arbeite i. R. einer Maßnahme des Jobcenters mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen (16 – 25; BBR bis Abitur) die in eine Ausbildung wollen. Konfrontiere ich diese mit der (Prozess-)Realität, kommt es schnell zu Stress-Symptomen. Einige entziehen sich dann auch Mal durch Flucht, wie schon in ihrer Vergangenheit. Kommt es zu einer Reflektion des Ganzen, ist diese meist i. S. einer einseitigen Schuldzuschreibung („Die Anderen sind schuld“) oder führen zu einer Generalisierung („Ich werde/wurde immer gemobbt“, „Ich passe nirgendwohin“, etc.).
Coaching in diesem Kontext erlebe ich als Herausforderung, springe ich doch stets durch die verschiedenen Rollen (Coach, Dozent/Lehrer und Trainer):
Denn meine Klienten haben (egal welches Alter oder welcher Schulabschluss) meist keine große Ahnung von ihren Stärken, Fähigkeiten und Wünschen, bzw. können diese nicht „ausdrücken“, egal welchen methodischen Trick ich versuche.