Warum ist das Streben nach Perfektion der größte Erfolgsverhinderer?
Und wie viel Perfektionismus steckt in mir?
Viele von uns wollen bewusst oder unbewusst perfekt sein. Wenn etwas nicht so läuft oder das Ergebnis nicht genauso ist, wie wir es uns vorstellen, kommt ein Gefühl der Unruhe und Unzufriedenheit auf. Perfektionismus treibt viele Blüten und ist oft eine echte Erfolgsbremse.
Was ist eigentlich mit Perfektionismus gemeint?
Beim ersten Gedanken an das Wort Perfektionismus stellen wir uns häufig detailbesessene Workaholics vor oder Menschen, die einen Text zehnmal Korrektur lesen, um auch noch den kleinsten Komma-Fehler zu vermeiden. Doch Perfektionismus kann sich auch anders ausdrücken.
Häufig ist es der Versuch, einem Standard oder einer Norm zu 100 % zu entsprechen. Gelingt uns dies nicht, fühlen wir uns schlecht, zweifeln an unserem Selbstwert und sind häufig gehemmt, Dinge anzupacken.
Nun stellt sich die Frage, was genau dieser Standard ist, ob er von uns selbst gesetzt wird oder von außen und weshalb?
Solche Standards können beispielsweise bestimmte Arbeitsabläufe und Normen sein, die als Maß aller Dinge gesehen werden. Andere Herangehensweisen werden von vornherein ausgeschlossen. „Man macht das halt so“. Auch der ständige (oft unbewusste) Vergleich mit anderen spielt hier eine Rolle.
Auf diese Weise entstehen überall im Leben Rahmenbedingungen, die uns im Alltag begleiten. Ein einfaches Beispiel ist der Dress-Code im Büro und auch im Privaten, der nur in einem bestimmten Rahmen akzeptabel ist und den wir erfüllen müssen.
Perfektionismus aus Angst vor negativen Konsequenzen
Diese Standards sind in Gruppen und in der Gesellschaft meist ungeschriebene, anerkannte, positiv bewertete Verhaltensmuster; Handlungsmaxime, Werte, Gebote und Verbote, die sich in den Erwartungen anderer Menschen ausdrücken und deren Befolgung oder Verletzung positiv oder negativ sanktioniert wird.
Es ist die menschliche Neigung, vor anderen Menschen gut dazustehen und möglichst nicht kritisierbar (also perfekt) zu sein, die allgegenwärtig ist. Sie löst Stress aus, hemmt die Kreativität und ist dadurch eine echte Erfolgsbremse.
Ein Ausscheren und nicht Erfüllen birgt die vermeintliche Gefahr, nicht mehr akzeptiert, anerkannt oder sogar verlacht zu werden. Aus Angst vor diesen „Konsequenzen“ probieren wir bestimmte Dinge nicht einmal mehr aus und erfüllen damit blind (also ohne zu hinterfragen) einen vermeintlichen Standard.
Unbewusst übernommene Standards und Glaubenssätze bremsen unsere Kreativität
Diese so geschaffene Uniformität führt zu unzähligen Standards und Glaubenssätzen:
Das bringt uns soweit, dass wir unsere Authentizität verlieren und es nicht mehr wagen, uns selbst und unseren Impulsen zu vertrauen und ihnen zu folgen.
Man kann den Perfektionismus in diesem Sinne also auch als eine Art Volkskrankheit betrachten, die uns schon von Kindheit an in eine bestimmte Richtung zu drängen scheint. Unsere individuellen Qualitäten, Ideen, Spontanität und Kreativität werden dadurch oft schon im Keim erstickt.
Um unser volles Potential zu entfalten, ist es aber besonders wichtig, diese Dinge zum Ausdruck zu bringen. Denn sie sind die eigentliche Basis für unsere Entwicklung und Erfolg.
Perfektionismus beinhaltet also nicht nur das Erreichen oder Erfüllen von Spitzenleistungen, sondern drückt sich auch im Zwang aus, bestimmten Normen und Standards überall im Leben zu 100 % zu entsprechen und keinesfalls davon abzuweichen.
Wo erkennen Sie bei sich selbst solche perfektionistischen Züge?
In welchem Bereich neigen Sie dazu, bestimmten Standards entsprechen zu wollen, obwohl sich diese für Sie eigentlich gar nicht gut anfühlen?
Perfektionismus ablegen: Probieren Sie es mit einem Alltagsexperiment
Machen Sie ein Experiment und achten Sie darauf, wie es sich anfühlt, eine Aufgabe bewusst nicht perfekt zu erledigen. Das klingt oftmals leichter als es tatsächlich ist, besonders dann, wenn wir in diesem Bereich zum Perfektionismus neigen.
Vergegenwärtigen Sie sich, dass es vollkommen in Ordnung ist, Dinge nicht immer bis zur Perfektion hin auszuführen. Diese neue Sichtweise ist enorm befreiend und kann viel Druck und Stress von unseren Schultern nehmen.
Vielen von uns ist gar nicht bewusst, in wie vielen Bereichen wir zu Perfektionismus neigen und wie hinderlich das für unsere Entwicklung und unseren Erfolg sein kann.
Hier finden Sie 13 praxiserprobte Tools und Übungen, um den eigenen Perfektionismus abzulegen und wesentlich entspannter leben. Bestens geeignet für die Arbeit mit Ihren Klienten oder um den eigenen Perfektionismus besser in den Griff zu bekommen.