Manchmal genügt schon ein einziger Satz, damit wir uns zutiefst verletzt und gekränkt fühlen.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie viel Macht Worte und Taten anderer über unser Wohlbefinden haben?
Manche von ihnen treffen uns so sehr, dass sogar jahrelange Beziehungen oder Freundschaften in die Brüche gehen. Wir fühlen uns zutiefst gekränkt, missverstanden und machtlos.
Kränkungen sind oft schmerzhafte Begleiter in unserem Leben, und jeder von uns hat sie schon einmal erlebt. Besonders schwerwiegend wird es, wenn sie von Menschen kommen, die uns nahestehen. In diesen Momenten fühlen wir uns oft verletzt, nicht verstanden oder ohnmächtig.
Vielleicht empfinden wir Zorn oder Scham, weil wir uns nicht trauen adäquat zu reagieren und unsere Gefühle zu zeigen. Wir wissen vielleicht nicht wie wir es ansprechen sollen, möchten kein Drama daraus machen oder einen Konflikt vermeiden. Da ist es doch besser nichts zu sagen, denken sich viele.
Genau aus diesem Grund nisten sich Kränkungen manchmal tief in uns ein und können lange Zeit an uns nagen. Manchmal sogar ein ganzes Leben lang!
30-Sekunden Zusammenfassung:
Kränkungen entstehen aufgrund bestimmter Worte oder Handlungen, die wir als verletztend wahrnehmen. Der Begriff ist eng mit dem eigenen Selbstbild und Selbstwertgefühl verknüpft.
Die besten Tipps, um mit Kränkungen umzugehen werden hier beschrieben. Dazu gehört unter anderem:
Selbstbewusstsein stärken, gesunde Grenzen setzen, Positiver innerer Dialog, Empathie entwickeln, Umgang mit Kritik lernen, Soziale Unterstützung suchen und echte Selbstakzeptanz.
Kränkungen entstehen häufig aus einer Kultur des Verdrängens und weil wir den Gefühlen keinen Ausdruck verleihen. Wenn wir ihnen keinen Raum zur Verarbeitung geben, können sie eine zerstörerische Kraft entfalten.
In diesem Text werden wir uns mit den verschiedenen Facetten von Kränkungen beschäftigen und herausfinden, wie wir lernen können, mit diesen Erfahrungen umzugehen.
Inhaltsverzeichnis – Gekränkt? Mit Kränkungen umgehen:
Was ist eine Kränkung? Verletzt sein
Eine Kränkung ist ein verletzendes Erlebnis, das oft durch Worte oder Taten anderer Menschen entsteht, die wir auf eine bestimmte Art und Weise wahrnehmen. Sie führt dazu, dass man sich abgelehnt, missachtet oder nicht wertgeschätzt fühlt. Diese Gefühle können Wut, Trauer oder Scham auslösen und belasten die betroffene Person, oft noch lange, nachdem das Ereignis passiert ist.
In der Regel lassen sich Kränkungen in drei Phasen unterteilen:
Erste Phase: Kränkungsreaktion mit Wut und Ohnmacht.
Zweite Phase: Emotionen wie Ärger, Verzweiflung, Trauer, Enttäuschung und Wut.
Dritte Phase: Langfristige Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und das Verhalten
Hier sind drei typische Beispiele für Kränkungen, die viele Menschen kennen:
Öffentliche Kritik: Jemand macht in einer Gruppe eine abwertende Bemerkung über Ihre Fähigkeiten oder Entscheidungen.Das führt häufig zu Scham und Verlegenheit oder auch Wut.
Ignoriert werden: Bei einem Gespräch mit dem Partner schaut dieser ständig auf sein Handy und zeigt damit, dass er kein Interesse an Ihnen hat.
Vergleich mit anderen: Ein Kollege lobt einen anderen für seine Leistung und lässt dabei Ihren Beitrag unerwähnt. Das kann zu einem Gefühl des Übersehen werdens führen oder man fühlt sich weniger wertgeschätzt als die anderen.
Welche Synonyme gibt es für den Begriff Kränkung?
- Verletzung
- Beleidigung
- Beschimpfung
- Demütigung
- Herabsetzung
- Abwertung
- Missachtung
- Entwertung
Typische Auswirkungen der Kränkung
Verletzter Stolz
Verletzter Stolz beschreibt das Gefühl, dass das eigene Selbstwertgefühl durch eine negative Bemerkung oder Handlung anderer angegriffen wurde. Man fühlt sich gekränkt und enttäuscht.
Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, jemand macht einen Witz über Ihren beruflichen Erfolg in der Öffentlichkeit. Anstatt darüber zu lachen, fühlen Sie sich verletzt und denken, dass Ihre Leistungen nicht ernst genommen werden. Dieses Gefühl nagt oft am eigenen Stolz und dem Selbstvertrauen.
Gekränkte Eitelkeit
Gekränkte Eitelkeit ist das Gefühl der Verletzung des eigenen Stolzes oder Selbstwerts, besonders wenn man sich durch die Meinung oder das Verhalten anderer herabgesetzt fühlt.
Ein Beispiel: Wenn jemand Ihre Kleidung oder Ihr Aussehen kritisiert, fühlen Sie sich angegriffen und unwohl. Statt darüber hinwegzusehen, nagt diese Bemerkung an Ihrem Selbstbewusstsein und lässt Sie an sich selbst zweifeln.
Soziale Ausgrenzung
Das passiert, wenn jemand absichtlich nicht in eine Gruppe einbezogen wird, sei es bei Gesprächen, Aktivitäten oder Entscheidungen.
Beispiel: Wenn Freunde Pläne schmieden und Sie nicht einladen oder darüber informieren, kann das dazu führen, dass Sie sich zurückgewiesen oder wertlos fühlen. Diese Art der Kränkung kann besonders schmerzhaft sein, weil sie das Gefühl der Zugehörigkeit stark beeinträchtigt.
Schluss mit dem gekränkt sein! Erfolgreich mit Kränkungen umgehen
Die folgenden Tipps helfen, wenn Sie gerade verletzt oder gekränkt wurden.
Selbstreflexion – Eigene Gefühle reflektieren:
Überlegen Sie, wer Sie gekränkt hat und welche Botschaft hinter dieser Kränkung steckt. Fragen Sie sich, warum diese Worte oder Taten Sie so stark betroffen haben und wie intensiv das Gefühl ist.
Frage: Was genau fühle ich in diesem Moment und weshalb treffen mich diese Worte oder Taten so sehr?
Eigene Reaktionen beobachten:
Reflektieren Sie, wie Sie auf Kränkungen reagieren. Fühlen Sie sich wütend, ziehen Sie sich zurück oder verspüren Sie sogar Rachegelüste? Das Bewusstwerden Ihrer Reaktionsmuster ist der erste Schritt zur Veränderung.
Frage: Wie reagiere ich normalerweise auf eine Kränkung und was möchte ich an meinen Reaktionen ändern?
Botschaft analysieren:
Überlegen Sie, was die Kränkung in Ihnen ausgelöst hat. Identifizieren Sie, welche Unsicherheiten oder Schwächen angesprochen wurden und nutzen Sie diese Erkenntnisse zur persönlichen Weiterentwicklung.
Frage: Welche meiner Unsicherheiten wurden durch diese Kränkung berührt und wie kann ich daran arbeiten? Muss ich mich überhaupt gekränkt fühlen oder kann ich den anderen mit seiner Sichtweise einfach alleine lassen?
Einen empathischen Blickwinkel einnehmen:
Versuchen Sie, sich in die Perspektive der anderen Person hineinzuversetzen. Dieses Verständnis kann helfen, die Motive hinter ihrem Verhalten besser zu begreifen und außerdem Ihre eigene Empathiefähigkeit zu stärken.
Frage: Was könnte die andere Person gefühlt oder gedacht haben, als sie mich gekränkt hat?
Die Kränkung ansprechen:
Sprechen Sie offen über die Kränkung mit der betroffenen Person. Oft kann der Austausch heilsam sein, denn in vielen Fällen stellt sich heraus, dass es sich nur um ein Missverständnis gehandelt hat oder der Gegenüber aus einem Affekt heraus gehandelt hat und es sogar selbst bereut.
Frage: Wie kann ich meine Gefühle klar und ehrlich an die Person kommunizieren, die mich gekränkt hat?
Gefühle verletzt? Verletzungen annehmen!
Akzeptieren Sie Ihre Verletzungen, ohne sie zu verdrängen. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf Ihre Stärken und Fähigkeiten, die Ihnen helfen, die Situation zu überwinden.
Frage: Wie kann ich meine Stärken nutzen, um diese Verletzung zu verarbeiten und weiterzumachen?
Perspektive ändern:
Auch wenn verletzende Worte nicht zurückgenommen werden können, können Sie versuchen, die Situation neu zu bewerten. Ein gewisser zeitlicher Abstand kann Ihnen helfen, die Dinge aus einer neutraleren Sicht zu betrachten.
Frage: Kann ich Impulse oder Erkenntnisse aus diesem Vorfall erkennen, die mir bei meiner persönlichen Weiterentwicklung helfen? Wie könnte ich diese Erfahrung anders interpretieren, um daraus zu lernen?
Verzeihen lernen:
Verzeihen ist essentiell für gesunde Beziehungen. Echtes Verzeihen entsteht aus einem tiefen Verständnis heraus, dass jeder individuelle ist und man bestimmte Dinge bei anderen Menschen akzeptieren muss.
Frage: Was kann ich aus dieser Situation lernen und wie kann ich lernen, der anderen Person zu verzeihen?
Tipps, um nicht mehr so schnell gekränkt zu sein. So haben Kränkungen keine Chance
„Ich lass mich nicht mehr verletzen!“
Selbstbewusstsein stärken
Selbstreflexion und Achtsamkeit: Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit, um über Ihre Stärken, Schwächen und Werte nachzudenken. Achtsamkeitsübungen können helfen, Ihre Emotionen besser zu verstehen und zu steuern. Fragen Sie sich: Was macht mich einzigartig? Was kann ich an mir nicht ändern? Wie kann ich zu meinen Schwächen stehen? Was schätze ich an mir?
Gesunde Grenzen setzen:
Lernen Sie, klare Grenzen zu definieren und zu kommunizieren. Üben Sie, „Nein“ zu sagen, wenn Sie sich unwohl fühlen oder Ihre Grenzen überschritten werden. Fragen Sie sich: Wie kann ich meinen Standpunkt klar und respektvoll vertreten?
Lesetipp: Grenzen setzen in einer Beziehung – Ready2Coach®
Positive Selbstgespräche (innerer Dialog):
Trainieren Sie, negative Gedanken durch positive Affirmationen zu ersetzen. Wiederholen Sie Sätze wie: Ich bin wertvoll und verdiene Respekt. Fragen Sie sich: Wie kann ich meine Gedanken umformulieren, um mich selbst zu stärken?
Resilienz stärken
Eine starke Resilienz hilft, negative Erfahrungen besser zu verarbeiten und die eigene emotionale Stabilität zu wahren. Resiliente Menschen können Rückschläge als Herausforderungen sehen und lassen sich weniger von äußeren Meinungen beeinflussen.
Resilienz bedeutet auch, nicht alles persönlich nehmen und den ein oder anderen Kommentar beim Gegenüber stehen lassen.
Frage: Wie kann ich meine Resilienz stärken, um besser mit Kränkungen umzugehen und mich weniger von negativen Rückmeldungen beeinflussen zu lassen?
Empathie entwickeln:
Arbeiten Sie daran, Empathie für andere zu entwickeln. Versuchen Sie, die Beweggründe hinter dem Verhalten anderer zu verstehen, um weniger persönlich betroffen zu sein. Fragen Sie sich: Was könnte die andere Person durch ihr Verhalten erlebt haben?
Umgang mit Kritik lernen:
Sehen Sie Kritik als Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung. Trainieren Sie, konstruktives Feedback von persönlichem Angriff zu unterscheiden. Fragen Sie sich: Was kann ich aus dieser Kritik lernen, um mich zu verbessern?
Soziale Unterstützung suchen:
Umgeben Sie sich mit Menschen, die Sie unterstützen und ermutigen. Ein starkes soziales Netzwerk kann Ihnen helfen, sich weniger verletzlich zu fühlen. Fragen Sie sich: Wer in meinem Umfeld stärkt mich und gibt mir das Gefühl von Wertschätzung?
Selbstakzeptanz – der wichtigste Tipp, um nicht mehr so schnell gekränkt oder verletzt zu sein:
Lernen Sie zu sich selbst mit all Ihren Stärken und Schwächen zu stehen. Vergessen Sie dabei jedoch nicht, dass in der Verletzung oder Kritik auch ein Lernimpuls stecken könnte. Gerade jemandem, der Sie offen angreift können Sie schnell den Wind aus den Segeln nehmen, indem Sie ihm vielleicht sogar schulterzuckend zustimmen.
Beispiel: Sie werden wegen Ihrer Stimme beim Karaoke von einem Bekannten ausgelacht oder kritisiert. Die Reaktion darauf könnte sein: „Macht nichts, ich bin halt kein Gesangstalent!“. Am besten entwaffnen Sie Ihren Gegenüber mit einem Schmunzeln und einem offenen Umgang mit Ihrer vermeintlichen Schwäche.
Weiterführende Quellen und Ressourcen:
- Ungerechtigkeit, Kränkung, Verlust – können wir diese lebenslangen Herausforderungen bewältigen?, Georg Rasch